SEPULTURA "Machine Messiah Tour 2018" -- 22.03.2018 -- Nürnberg / Hirsch
Sepultura! Eigentlich bedarf es keiner Worte mehr... Egal ob man die Musik von Sepultura mag oder nicht – die Band ist ein Urgestein und es dürfte wohl wahrlich schwer sein, sich einen Metalfan zu nennen ohne jemals von den Brasilianern gehört zu haben. Bereits seits 1998 hat sich Derrick Green als Frontmann etabliert und ist damit in die übergroßen Fußabdrücke von Max Cavalera getreten. Die hat er aber mittlerweile mehr als ausgefüllt und feiert damit dieses Jahr sein 20jähriges ind er Band. Hinzu kommt natürlich auch, dass die Jungs im Januar 2017 ihr 14. Album in die Regale gebracht haben, das mit den Leuten vor der Bühne gefeiert werden muss. Also ging es konsequenter Weise auf die „Machine Messiah“ Tour, die unter anderem dem Hirsch in Nürnberg einen Besuch abstattete. Supportet wurden die Grabtänzer von „Fit for an Autopsy“ (die ich leider aufgrund der unglücklichen Verkehrslage verpasst habe...), „Goatwhore“ und „Obscura“. Die Parksituation um den Hirsch herum war eine angespannte – anscheinend hatten ziemlich viele Metalheads die Idee, dass man Sepultura ruhig mal besuchen könnte. Am Einlass gab es nach Fit for an Autopsy bereits keine Karten mehr für Spontanbesucher. Entsprechend voll war der Hirsch dann auch zu Goatwhore. Gut für die Jungs aus den Staaten, denn die Anreise schien sich gelohnt zu haben. Ben hatte mit einem Bein im Gips zu kämpfen, was ihn das Konzert sitzend veranstalten ließ. Das schien aber nur bedingt ein Hindernis darzustellen, denn es gab ordentlich auf die Zwölf! Grimmig posierend saß er vor dem Drumset, von Zack, der sich regelrecht verausgabte, und wechselte zwischen seinem Normalgesang und brutalem Tiefgesang, der sauber abgemischt das Ohr der Zuhörer erreichte. Ein Wunder, dass die Drums nicht anfingen zu brennen, wenn Songs wie „Baring Teeth For Revolt“ oder „Apocalyptic Havoc“ durch den Raum preschten. Gerade bei letzterem und dessen Intro konnte sich auch Sammy an der Gitarre beweisen und zauberte Klänge, die sofort in Mark und Bein fuhren. Hier ging es sauber nach vorne und das Publikum zeigte sich dankbar. Nach guten zehn Songs wurde die Bühne wieder geräumt und für Obscura umgebaut.
Obscura wirkte zunächst ein bisschen eingeengt auf der Bühne, da das Drumset von Sebastian noch vor dem eigentlichen, noch
abgedeckten Set von Sepultura aufgebaut wurde. Die Bühne war daher nach vorne erweitert, sodass auch Steffen am Mikro genug Freiraum hatte. Der bedankte sich
zu
Beginn erstmal für das volle Haus und statuierte, dass es ihn freue, endlich wieder im Hirsch zu sein. Den Worten folgten
Taten und die Band ging ihrem Handwerk nach. Mit kreischendem Gesang und feines Riffs auf den Gitarren schob man Songs wie „Akroasis“ und „Ode to the Sun“ in
Richtung Publikum und bot damit einem jeden Bandmitglied die Möglichkeit, fachgerecht zu eskalieren. Auch hier sei
wieder das geniale und wahnsinnig vielfältige Schlagzeug zu erwähnen, das von Sebastian bearbeitet wurde als gäbe es kein Morgen mehr. In Verbindung mit dem
satten Schlagzeug, Steffens Tiefgesang und einem schweren Sound und schnellem Bass entwickelte sich eine geile Stimmung, die beidseitig Publikum wie Band anspornte, bevor Rafael, zunächst etwas unscheinbar, an der Gitarre brillierte und mit seinen Klängen den
Sound von Obscura an dem Abend maßgeblich prägte. Sehr genial, was hier geleistet wurde und mit welcher Leichtigkeit die Finger über die sieben Saiten
flogen. Gefühlt war der Auftritt von Obscura etwas zu kurz, aber das bunt gemischte Publikum aus Veteranen und
Nachfolgegeneration von Metalheads wartete ja auf Sepultura. Die Bühne wurde frei geräumt, das große Banner der Brasilianer erschien und auch das
Schlagzeug von Eloy wurde endlich enthüllt, sodass dieser als erster pünktlich um 21:30 die Bühne unter Jubel betreten
durfte, bevor sein Bandkollegen folgten und nach dem Intro sofort mit einem breiten Grinsen im Gesicht loslegten. Am Mischpult wurde während des Soundchecks
hervorragende Arbeit geleistet, denn der Sound von Sepultura war astrein: Derricks Stimme war genauso präsent wie die Instrumente, sodass nichts vom eigentlichen, unverwechselbaren Klang verloren ging. So konnten „I Am The Enemy“ und „Phantom Self“ vom
aktuellen Album ihre Wirkung erzielen und brachten Bewegung in die Crowd. Wahnsinn, was die Band für eine Energie auf die Bühne bringt und vorallem
wie schnell und intensiv sie davor aufgenommen wird. Gut, es waren auch keine Lieder dabei, bei denen man einfach ruhig
rumsteht.
Der Drang zur Bewegung war sozusagen immanent. Aus dieser
Wand aus fettem Sound stach in regelmäßigen Abständen immer wieder die Gitarre von Andreas hervor, der einen diebischen Spaß
unverhohlen zeigte. Auch Paulo am Bass auf die Finger zu schauen bereitete regelrechte Wonne, der wunderbar treibend in die Gehörgänge fuhr. Was allerdings
Eloy an den Drums veranstaltete, ist schier unbeschreiblich. Der Auftritt dauerte nahezu zwei Stunden und es verging
gefühlt keine einzige Minute, in der er sich nicht bewegte und sein Schlagzeug blitzschnell bearbeitete – unglaublich, was hier für eine Ausdauer und
vorallem Freude beim Spielen gezeigt wurden! Die Leute dankten es mit einem schönen Moshpit und etlichen Crowdsurfern.
Generell war die Stimmung regelrecht am Kochen – das war aber nicht nur den brasilianischen Temperaturen zu verdanken.
Derrick heizte ordentlich ein, indem er zwischendrin immer wieder auf der Surdo, die man ihm auf die Bühne gestellt hatte, spielte und damit Eloy tatkräftig
und mit sichtlichem Spaß unterstützte. Neben vielen Liedern vom aktuellen „Machine Messiah“ wurden auch etliche
Klassiker gespielt. Hier seien vorallem „Refuse/Resist“ und „Against“ sowie das gute alte „Territory“ zu erwähnen, die allesamt gut nach vorne gingen. Etwas ruhiger wurde es dann im Verlauf des Konzerts mit dem Titeltrack des Neuzugangs zur Diskographie,
der angenehm herausstach. Der ruhige und träumerisch verspielte Anfang und Derricks meditativer Klargesang in Verbindung mit der blauen Beleuchtung
der Bühne waren da schon etwas ganz Besonderes und Atmosphärisches. Nach Arise verließen Sepultura die Bühne, kamen
aber lautstark dazu aufgefordert nach kurzer Zeit zurück für eine Zugabe. Andreas ließ zum Test den Beginn von Black Sabbath's „Iron Man“ anklingen
und das Publikum übernahm dann stimmgewaltig. Test mehr als bestanden! Nach „Slave New World“ und „Ratamahata“ kamen sie
endlich dem Wunsch nach „Roots“ nach, der ein würdiges Finale darstellte und den Hirsch noch einmal in einen Grundfesten erbeben ließ. Die Crowd ließ sich
die Gelegenheit nicht nehmen, brachte alle Energie auf und eskalierte ein abschließendes Mal.
Artikel veröffentlicht am 24.03..2018 | Andi Pontanus
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