ABIGAIL WILLIAMS – A Void Within Existence
Label: Agonia Records
Genre: Black Metal, Post-Black Metal
Spielzeit: 45:42
Release: 18.07.2025
Line-up:
Ken Sorceron (Vocals, Guitar)
Vance Valenzuela (Guitar)
John Porada (Bass)
Mike Heller (Drums)
Mit „A Void Within Existence“ legt Abigail Williams ihr sechstes Studioalbum vor – ein Werk, das sich als düsterer Meilenstein in der diskografischen Entwicklung der US-amerikanischen Black-Metal-Formation behauptet. Die Band um Mastermind Ken Sorceron hat sich seit ihren symphonisch geprägten Anfangstagen radikal gewandelt und präsentiert sich 2025 in einer Form, die sowohl kompromisslos als auch überraschend vielschichtig ist. Das Album ist ein Manifest der inneren Leere, ein klanggewordener Abgrund, der sich in sieben Tracks entfaltet und dabei sowohl technische Raffinesse als auch emotionale Tiefe offenbart.
Der Opener „Life, Disconnected“ beginnt mit einem dissonanten Riffgewitter, das sich rasch in eine rhythmisch komplexe Struktur verwandelt. Mike Hellers Drumming ist hier bereits ein dominierendes Element – tight, präzise, aber nie steril. Sorcerons Vocals sind aggressiv und doch kontrolliert, seine Texte kreisen um existentielle Entfremdung und metaphysische Isolation. Der Song etabliert die tonale Grundstimmung des Albums: eine Mischung aus Post-Black-Metal-Atmosphäre und klassischer Raserei.
„Void Within“ ist ein Paradebeispiel für das neue Songwriting der Band. Die Gitarrenarbeit von Valenzuela ist messerscharf, die Harmonien subtil und die Übergänge zwischen Blastbeats und melodischen Passagen fließend. Der Song kulminiert in einem epischen Finale, das durch orchestrale Layer angereichert wird, ohne in symphonischen Bombast abzudriften. Die Produktion bleibt dabei transparent und druckvoll – ein Verdienst von Sorcerons Erfahrung als Produzent.
„Nonexistence“ ist der ruhigste Track des Albums, ein langsamer, fast doomiger Brocken, der sich durch seine melancholische Gitarrenmelodie und die zurückgenommene Gesangsperformance auszeichnet. Hier zeigt sich die Band von ihrer introspektiven Seite, ohne an Intensität zu verlieren. Die Basslinien von Porada sind besonders hervorzuheben – sie tragen den Song und verleihen ihm eine fast hypnotische Tiefe.
Mit „Still Nights“ kehrt die Band zur Raserei zurück. Der Song ist ein infernalischer Sturm, der sich durch seine rhythmische Komplexität und die geschickte Einbindung von Post-Rock-Elementen auszeichnet. Die Produktion erlaubt es jedem Instrument, sich zu entfalten, ohne dass der Gesamtsound überladen wirkt. Besonders bemerkenswert ist die subtile Referenz an moderne Extreme-Metal-Acts wie Lorna Shore, die jedoch nie plakativ wird.
„Talk To Your Sleep“ ist das Herzstück des Albums. Der Song beginnt mit einem minimalistischen Bass-Intro, das sich langsam zu einem monumentalen Riff aufbaut. Die Vocals wechseln zwischen klarem Gesang und harschem Gekeife, was dem Stück eine dramatische Dynamik verleiht. Die Struktur ist progressiv, fast narrativ – ein musikalischer Albtraum, der sich in Wellen entfaltet. Für viele Kritiker gilt dieser Track als einer der besten der Bandgeschichte.
„Embrace The Chasm“ ist ein experimenteller Höhepunkt. Der Song spielt mit Doom-Elementen, dissonanten Gitarren und einem fast jazzartigen Drumming. Die Atmosphäre ist bedrückend, die Lyrics kreisen um die Akzeptanz des Nichts. Sorcerons Gesang ist hier besonders eindringlich – er schreit nicht, er beschwört.
Das Finale „No Less Than Death“ ist ein episches Meisterwerk. Der Song beginnt mit klar gesungenen Vocals, die sich langsam in ein Crescendo aus verzweifelten Schreien und orchestralen Gitarrenwänden steigern. Die Struktur erinnert an „The Final Failure“ vom Vorgängeralbum, geht aber noch einen Schritt weiter. Die Gitarrensoli sind klassisch, fast old-school, und verleihen dem Song eine bittersüße Note. Die Produktion hebt die Clean-Vocals hervor, was dem Stück eine fast sakrale Aura verleiht.
„A Void Within Existence“ ist ein Album, das sich nicht sofort erschließt. Es verlangt Aufmerksamkeit, Wiederholung und Hingabe. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem Werk belohnt, das sowohl musikalisch als auch thematisch zu den stärksten Veröffentlichungen des Jahres zählt. Abigail Williams haben sich endgültig von ihren symphonischen Wurzeln emanzipiert und präsentieren sich als eine der spannendsten Black-Metal-Bands der Gegenwart.