ALICE COOPER – The Revenge Of Alice Cooper

 

Label: earMUSIC / Edel

Genre: Shock Rock, Hard Rock, Glam Rock Spielzeit: 54:15

Release: 25.07.2025

 

Line-up:

Alice Cooper (Vocals)

Michael Bruce (Guitar)

Dennis Dunaway (Bass), Neal Smith (Drums)

Glen Buxton (posthum, Guitar on Track 6)


Mit „The Revenge Of Alice Cooper“ kehrt die legendäre Originalbesetzung der Alice Cooper Band nach über fünf Jahrzehnten zurück – ein Ereignis, das nicht nur nostalgische Gefühle weckt, sondern auch musikalisch überzeugt. Das Album ist das erste gemeinsame Werk der Band seit „Muscle Of Love“ (1973) und wirkt wie eine Zeitreise in die Ära des klassischen Shock Rock, ohne dabei altbacken zu klingen. Produziert wurde das Album von Langzeit-Wegbegleiter Bob Ezrin, der es versteht, die Essenz der Band einzufangen und gleichzeitig eine moderne Klangästhetik zu bewahren.

 

Der Opener „Black Mamba“ setzt direkt ein Zeichen: ein düsterer, treibender Track mit psychedelischen Gitarrenlinien von Doors-Legende Robby Krieger, die dem Song eine hypnotische Tiefe verleihen. Der „Ya ya ya“-Chorus erinnert an Sly & The Family Stone und verleiht dem Stück eine fast funkige Note – ein mutiger Einstieg, der zeigt, dass die Band auch 2025 noch experimentierfreudig ist. Alice Coopers Stimme klingt erstaunlich vital, sein Gesang pendelt zwischen ironischer Theatralik und bissiger Direktheit.

 

„Wild Ones“ ist ein klassischer Glam-Rock-Stampfer, der sich durch seine eingängigen Riffs und den rebellischen Text auszeichnet. Die Energie der Band ist spürbar, die Rhythmussektion um Dunaway und Smith liefert ein solides Fundament, auf dem Bruce seine Gitarrenarbeit entfalten kann. Der Song wirkt wie ein Echo der frühen 70er, ohne dabei in bloßer Nostalgie zu verharren.

 

„Up All Night“ bringt eine Prise Rockabilly ins Spiel, mit einem swingenden Groove und einem augenzwinkernden Text über nächtliche Eskapaden. Hier zeigt sich Coopers Talent für humorvolle Selbstinszenierung – er spielt mit dem Image des ewigen Außenseiters und verleiht dem Song eine charmante Leichtigkeit. Die Produktion bleibt dabei angenehm analog, was dem Stück Authentizität verleiht.

 

„Kill The Flies“ ist ein düsterer, fast schon gothic-artiger Track, der sich durch seine bedrohliche Atmosphäre und die verzerrten Gitarren auszeichnet. Der Text ist eine Allegorie auf innere Dämonen und gesellschaftliche Zwänge, und Cooper gelingt es, diese Themen mit gewohntem Sarkasmus zu verpacken. Die Bridge überrascht mit einem Spoken-Word-Part, der an „Steven“ aus „Welcome To My Nightmare“ erinnert.

 

„One Night Stand“ ist ein Highlight des Albums – ein Surf-Rock-inspirierter Track, der wie aus einem Tarantino-Film entsprungen wirkt. Die rasante Gitarrenarbeit und der treibende Beat machen den Song zu einem echten Ohrwurm. Hier zeigt sich die Band von ihrer spielfreudigen Seite, und man spürt den Spaß, den die Musiker bei den Aufnahmen hatten.

 

„What Happened To You“ ist der emotionalste Moment des Albums. Der Song enthält einen posthumen Gitarrenpart von Glen Buxton, der 1997 verstarb. Die Einbindung dieses Archivmaterials verleiht dem Stück eine besondere Tiefe und symbolisiert die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Der Song selbst ist ein melancholischer Rock’n’Roller mit einem flotten Klaviertakt, der an die frühen Werke der Band erinnert.

 

„Crap That Gets In The Way Of Your Dreams“ ist ein bissiger Kommentar zur modernen Gesellschaft, verpackt in ein markiges Riff und einen Text voller Teenage-Träume und Kapitalismuskritik. Der Song atmet den Spirit der frühen 70er und zeigt, dass die Band auch textlich nichts von ihrer Schärfe verloren hat.

 

„See You On The Other Side“ ist ein episches Hard-Rock-Stück, das sich durch seine dramatische Struktur und die kraftvolle Gesangsleistung auszeichnet. Der Song wirkt wie ein Abschied und gleichzeitig wie ein Neuanfang – ein musikalischer Höhepunkt, der das Album würdig abschließt. Die Gitarrensoli sind virtuos, die Produktion opulent, aber nie überladen.

 

„The Revenge Of Alice Cooper“ ist mehr als nur ein Comeback – es ist eine Wiedergeburt. Die Band klingt frisch, inspiriert und voller Energie. Die Songs sind abwechslungsreich, die Texte pointiert und die Produktion gelungen. Es ist ein Album, das sowohl alte Fans begeistert als auch neue Hörer neugierig macht. Die Rückkehr der Originalbesetzung ist nicht nur ein nostalgischer Gag, sondern ein künstlerisches Statement. Alice Cooper beweist einmal mehr, dass er der Meister des makabren Rocktheaters ist – und dass seine Rache süß ist.


09.08.2025 veröffentlicht von: Thomas M. © Metal-Division Magazine

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