AURI – III: Candles & Beginnings
Label: Nuclear Blast Records
Genre: Celtic Folk, Ambient, Progressive Folk
Spielzeit: 57:23
Release: 15.08.2025
Line-up:
Johanna Kurkela (Vocals)
Tuomas Holopainen (Keyboards, Background Vocals),
Troy Donockley (Uilleann Pipes, Gitarre, Flöten)
Mit „III: Candles & Beginnings“ setzen AURI ihre musikalische Reise fort – eine Reise, die sich fernab metallischer Härte bewegt und stattdessen in verträumten Klanglandschaften aus keltischer Folklore, ambienter Weichzeichnung und progressiver Verspieltheit entfaltet. Das Trio, bestehend aus NIGHTWISH-Mastermind Tuomas Holopainen, Multiinstrumentalist Troy Donockley und Sängerin Johanna Kurkela, erschafft ein Album, das weniger gehört als erlebt werden will. Es ist ein Werk, das sich wie ein warmer Sommerregen über die Sinne legt, ein musikalisches Märchen, das zwischen den Hügeln Finnlands und den mystischen Ebenen Yorkshires spielt.
Der Einstieg gelingt mit „Museum of Childhood“, einem Stück, das mit zarten Harfenklängen und Kurkelas glockenreiner Stimme sofort eine Atmosphäre der Nostalgie erzeugt. Die Komposition ist schlicht, aber wirkungsvoll – ein musikalischer Rückblick auf verlorene Unschuld, getragen von subtilen orchestralen Texturen. Die Produktion ist transparent und warm, jedes Instrument erhält Raum zur Entfaltung, ohne dass die Gesamtwirkung zerfasert. „Blakey Ridge“ hebt sich als rhythmisch markanter Song hervor. Hier zeigt sich AURI von ihrer groovigen Seite, mit einem treibenden Beat und folkigen Gitarren, die fast tanzbar wirken. Der Song ist ein Highlight des Albums, weil er die sonst so ätherische Klangwelt mit einer Prise Erdung versieht. Kurkelas Gesang bleibt dabei zart und schwebend, doch die musikalische Struktur ist deutlich fokussierter als bei vielen anderen Tracks.
„The Apparition Speaks“ ist ein instrumentales Stück, das mit progressiven Elementen spielt. Die Komposition ist experimentell, mit einem ungewöhnlichen Riff und einer Struktur, die sich nicht sofort erschließt. Hier zeigt sich die kreative Freiheit des Trios – es geht nicht um klassische Songformen, sondern um Klangmalerei. Die Uilleann Pipes von Donockley verleihen dem Stück eine mystische Tiefe, während Holopainens Keyboardflächen für cineastische Breite sorgen. „The Invisible Gossamer Bridge“ ist ein Paradebeispiel für AURIs Fähigkeit zum musikalischen Worldbuilding. Der Song entfaltet sich langsam, fast meditativ, und lebt von seiner dynamischen Entwicklung. Die musikalische Landschaft ist weit und offen, die Melodien fließen wie Wasser, und die Produktion betont die räumliche Tiefe. Es ist ein Stück, das sich erst nach mehreren Durchläufen vollständig erschließt – ein akustisches Gedicht.
„A Boy Travelling With His Mother“ bildet den Abschluss des Albums und ist zugleich dessen emotionaler Höhepunkt. Der Song beginnt mit minimalistischen Klängen, bevor sich eine symphonische Struktur entfaltet, die an die ruhigeren Momente von NIGHTWISH erinnert. Kurkelas Stimme ist hier besonders eindringlich – fragil und doch voller Wärme. Die Komposition ist subtil, aber wirkungsvoll, ein musikalischer Abschied, der lange nachhallt. „III: Candles & Beginnings“ ist kein Album für den schnellen Konsum. Es verlangt Aufmerksamkeit, Ruhe und Offenheit. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem Werk belohnt, das zwischen Traum und Realität wandelt, zwischen Erinnerung und Sehnsucht. Die Musik ist introspektiv, aber nie langweilig – sie lebt von kleinen Details, von harmonischen Feinheiten und emotionaler Tiefe. AURI beweisen, dass sie mehr sind als ein Nebenprojekt von NIGHTWISH – sie sind ein eigenständiges Klangkollektiv, das seine ganz eigene Sprache spricht.
Für Fans von Loreena McKennitt, Enya oder Blackmore’s Night ist dieses Album ein Geschenk. Für Metalheads mag es zu sanft sein, doch wer sich auf die Reise einlässt, wird feststellen, dass auch leise Töne große Geschichten erzählen können. AURI haben mit „Candles & Beginnings“ ein Album geschaffen, das nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch emotional berührt – ein leuchtender Moment in einem oft zu lauten Musikjahr.