BAEST – Colossal

Label: Century Media Records

Genre: Death Metal, Heavy Metal

Spielzeit: 42:20

Release: 15.08.2025

 

Line-up:

Simon Olsen (Vocals)

Svend Karlsson & Lasse Revsbech (Guitars) Mattias Melchiorsen (Bass)

Sebastian Abildsten (Drums)

Gäste: Jesper Binzer (D-A-D)


Mit „Colossal“ legen die dänischen Death-Metaller BAEST ihr viertes Studioalbum vor – und überraschen mit einem stilistischen Wandel, der sich als mutiger Schritt in Richtung Vielseitigkeit und musikalischer Reife entpuppt. Die Band, die sich mit Alben wie „Danse Macabre“ und „Necro Sapiens“ einen Namen in der internationalen Szene erspielt hat, verlässt hier bewusst die ausgetretenen Pfade des klassischen Death Metal und öffnet sich einer breiteren Klangpalette, die von Heavy Metal über Doom bis hin zu Rock-Elementen reicht.

 

Der Opener „Stormbringer“ setzt direkt ein Zeichen: ein rockiges Riff eröffnet den Song, bevor sich die Komposition in ein kraftvolles Death-Metal-Gewitter verwandelt. Simon Olsens Stimme bleibt dabei das konstante Zentrum – aggressiv, aber stets kontrolliert. Der Chorus ist überraschend eingängig, fast hymnisch, und zeigt bereits die neue Ausrichtung der Band. „Colossus“, der Titeltrack, beginnt doomig und schleppend, steigert sich dann in ein brutales Midtempo-Massaker. Die Gitarrenarbeit erinnert stellenweise an OPETH oder EDGE OF SANITY, weniger an die BOLT THROWER-Anleihen früherer Tage. Die Produktion ist transparent und druckvoll, das Schlagzeug klingt organisch und luftig – ein echter Fortschritt gegenüber den Vorgängeralben.

 

„In Loathe And Love“ ist ein Paradebeispiel für das neue Songwriting der Band. Der Song lebt von Kontrasten: ruhige Passagen wechseln sich mit aggressiven Ausbrüchen ab, der Chorus ist melodisch und bleibt hängen. Die Kuhglocke im Hintergrund – ein augenzwinkerndes Detail – verleiht dem Stück eine fast ironische Note. „King Of The Sun“, mit Gastbeitrag von Jesper Binzer (D-A-D), bringt eine Prise 80er-Rock ins Spiel. Der Klar-Gesang von Binzer harmoniert überraschend gut mit Olsens Growls, und die Gitarrenarbeit ist verspielt und dynamisch. Der Song wirkt wie ein Brückenschlag zwischen den Genres und zeigt, wie weit BAEST mittlerweile musikalisch denken.

 

„Imp Of The Perverse“ ist der traditionellste Death-Metal-Track des Albums. Hier regieren Blastbeats und tiefe Growls, doch auch hier bleibt die Produktion differenziert und klar. „Misfortunate Son“ bringt erneut Rock-Elemente ins Spiel, mit einem Solo, das direkt aus einem Hard-Rock-Lehrbuch stammen könnte. Die Mischung aus Härte und Melodie funktioniert erstaunlich gut und zeigt die Band von ihrer experimentellen Seite. „Mouth Of The River“ ist ein düsterer Brocken, der sich durch seine atmosphärische Dichte und das BOLT THROWER-Worshipping im Riffing auszeichnet. Der Chorus hingegen erinnert wieder an die schwedische Schule – verspielter, melodischer, fast progressiv.

 

Das Instrumental „Light The Beacons“ beginnt episch und entwickelt sich zu einem atmosphärischen Zwischenspiel, das die emotionale Tiefe des Albums unterstreicht. Der Closer „Depraved World“ bringt noch einmal alle Elemente zusammen: verspielte Gitarren, dynamisches Drumming, ein vielschichtiger Aufbau und ein Chorus, der sowohl brutal als auch erhaben wirkt. Der Song ist ein würdiger Abschluss für ein Album, das sich nicht nur musikalisch, sondern auch konzeptionell als kohärent und durchdacht erweist.

 

„Colossal“ ist ein Album, das sich Zeit nimmt, um zu wirken. Es ist kein reines Death-Metal-Brett, sondern ein facettenreiches Werk, das die Grenzen des Genres auslotet und dabei nie den roten Faden verliert. BAEST zeigen sich gereift, mutig und kreativ – eine Band, die bereit ist, neue Wege zu gehen, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Für Fans, die mehr als nur stumpfe Brutalität suchen, ist „Colossal“ ein echtes Highlight.


09.08.2025 veröffentlicht von: Thomas M. © Metal-Division Magazine

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