Chevelle – Bright As Blasphemy
Label: Alchemy Recordings
Genre: Alternative Metal, Post-Grunge
Spielzeit: 39:24
Release: 15.08.2025
Line-up:
Pete Loeffler (Vocals, Guitar)
Sam Loeffler (Drums)
Kemble Walters (Bass, Touring)
Mit „Bright As Blasphemy“ kehren Chevelle nach vier Jahren kreativer Pause zurück und liefern ein Album, das sowohl musikalisch als auch thematisch tief in die Abgründe der menschlichen Psyche blickt. Es ist das erste Werk unter dem neuen Label Alchemy Recordings, das der Band laut eigenen Aussagen mehr kreative Freiheit gewährt hat – und genau diese Freiheit ist in jedem Track spürbar. Die Brüder Pete und Sam Loeffler präsentieren sich hier als gereifte Musiker, die ihre Wurzeln im Alternative Metal nicht verleugnen, aber deutlich weiterdenken. Der Opener „Pale Horse“ entfaltet sich wie ein dunkles Omen: doomige Riffs, brodelnde Basslinien und Pete Loefflers eindringliche Stimme erzeugen eine Atmosphäre zwischen Endzeit und innerer Zerrissenheit. Die Lyrics sind apokalyptisch, die Produktion minimalistisch und dennoch druckvoll – ein Einstieg, der sofort klarmacht, dass Chevelle hier keine Kompromisse eingehen. Es folgt „Rabbit Hole (Cowards, Pt. 1)“, ein Song, der bereits vorab als Single veröffentlicht wurde und mit seinem treibenden Groove und dem hymnischen Refrain zu einem der zugänglichsten Stücke des Albums zählt. Die Thematik – Flucht, Angst, Selbstbetrug – wird in kryptischen Bildern verhandelt, die sich erst nach mehrmaligem Hören erschließen.
„Jim Jones (Cowards, Pt. 2)“ ist der düsterste Moment der Platte. Benannt nach dem berüchtigten Sektenführer, ist der Song ein musikalischer Abgrund: verzerrte Gitarren, industrielle Beats und eine beklemmende Atmosphäre, die durch Pete Loefflers gequälte Vocals noch verstärkt wird. Sam Loefflers Drumming ist hier besonders präzise und aggressiv – ein rhythmisches Rückgrat, das den Song zusammenhält. „Hallucinations“ wirkt wie ein fiebriger Traum, mit schwebenden Gitarren und einem Chorus, der sich wie ein Echo aus einer anderen Realität anfühlt. Die Produktion spielt hier mit Raum und Dissonanz, was dem Song eine fast cineastische Qualität verleiht. „Wolves (Love & Light)“ ist ein sarkastischer Kommentar auf toxische Positivität und oberflächliche Empathie. Der Song ist musikalisch dicht, mit einem tief gestimmten Riff und einem Refrain, der sich wie ein Aufschrei gegen die Verlogenheit der Welt richtet. „Dead Language“ bringt eine ruhigere, introspektive Note ins Spiel. Die Lyrics kreisen um Kommunikationsverlust und emotionale Isolation, während die Musik zwischen melancholischem Rock und atmosphärischem Ambient changiert. „The Blasphemy“ ist ein instrumentales Interlude, das mit düsteren Synths und verzerrten Samples eine bedrohliche Stimmung erzeugt – ein kurzer, aber wirkungsvoller Moment der Reflexion.
„Flesh & Bone“ ist der energetischste Track des Albums: ein klassischer Chevelle-Banger mit treibendem Beat, aggressiven Vocals und einem Refrain, der sich sofort festsetzt. Der Song wirkt wie ein Befreiungsschlag, ein Moment der Klarheit inmitten des emotionalen Chaos. Der Closer „Ashes To Ashes“ bringt das Album zu einem würdigen Abschluss. Hier vereinen sich alle Elemente – düstere Atmosphäre, introspektive Lyrics, kraftvolle Instrumentierung – zu einem epischen Finale, das sowohl musikalisch als auch thematisch den Kreis schließt. „Bright As Blasphemy“ ist kein Album für nebenbei. Es verlangt Aufmerksamkeit, emotionale Offenheit und die Bereitschaft, sich auf eine musikalische Reise ins Dunkel zu begeben. Chevelle zeigen sich hier als gereifte Künstler, die ihre Stärken kennen und gezielt einsetzen. Die Produktion ist klar, aber nicht steril; die Songs sind komplex, aber nie überladen. Es ist ein Album, das bleibt – in Klang, Gefühl und Aussage.