Circling Over – Amends
Label: BraeBurn Records
Genre: Post Metal, Doomgaze, Shoegaze, Gothic Rock | Spielzeit: 46:17
Release: 08.08.2025
Line-up:
Evan R. (Vocals, Guitar)
Mara T. (Bass), Felix D. (Drums)
Mit „Amends“ veröffentlichen Circling Over ihr bislang ambitioniertestes Werk – ein Album, das sich wie ein melancholischer Abstieg in die eigene Psyche anfühlt. Die Band aus Portland, Oregon, bewegt sich stilistisch zwischen Post Metal, Doomgaze und Gothic Rock, wobei sie die Grenzen dieser Genres nicht nur auslotet, sondern bewusst verwischt. Die Produktion ist atmosphärisch dicht, die Songs lang und dynamisch aufgebaut, und die Texte kreisen um Verlust, Vergebung und spirituelle Leere. Es ist ein Album, das sich Zeit nimmt – und genau darin liegt seine Stärke. Der Opener „Truce“ beginnt mit ätherischem Gitarrenstrumming, das sich langsam in eine düstere Klangwand aus dröhnenden Drums und schmerzvollen Vocals verwandelt. Die Mischung aus cleanem Gesang und gequälten Screams erzeugt eine emotionale Tiefe, die durch die hallgetränkten Gitarren noch verstärkt wird. Der Song wirkt wie ein innerer Monolog, ein Versuch, Frieden mit sich selbst zu schließen – und scheitert daran. „Eve“ folgt als düsterer Gegenpol: spacey Effekte auf den Gitarren, ein schleppender Rhythmus und eine bedrückende Atmosphäre machen den Track zu einem der emotionalsten Momente des Albums. Die Lyrics sind kryptisch, aber eindringlich – ein Abgesang auf verlorene Hoffnung.
„The Hollow“ ist ein Rework eines älteren Songs der Band, nun neu arrangiert und deutlich epischer. Die ruhigen Strophen bauen sich langsam zu einem massiven Chorus auf, der von verzerrten Gitarren und donnernden Drums getragen wird. Lyrisch geht es um Glaubenszweifel und die Sehnsucht nach etwas Höherem – ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Album zieht. „Amends“, der Titeltrack, ist ein fast zehnminütiger Brocken, der sich in mehreren Wellen entfaltet. Die erste Hälfte ist ambient und introspektiv, die zweite ein Ausbruch aus Schmerz und Reue. Die Band spielt hier mit Dynamik und Stille, was dem Song eine fast sakrale Qualität verleiht. „Fever Dream“ bringt eine gewisse Shoegaze-Leichtigkeit ins Spiel, mit flirrenden Gitarren und einem fast tanzbaren Beat. Doch auch hier bleibt die Grundstimmung melancholisch, fast resigniert. „Salt“ ist der experimentellste Track des Albums: ein Mix aus Spoken Word, Noise-Elementen und minimalistischer Instrumentierung. Der Song wirkt wie ein innerer Zusammenbruch, musikalisch umgesetzt. „The Weight“ ist ein klassischer Post-Rock-Track mit langsamem Aufbau, emotionaler Steigerung und einem Finale, das sich wie ein Befreiungsschlag anfühlt. Die Gitarrenarbeit ist hier besonders detailreich, die Drums subtil und effektiv.
Der Closer „Ashes“ bringt das Album zu einem ruhigen, aber intensiven Ende. Der Song beginnt mit einem einsamen Piano, bevor sich langsam Gitarren und Vocals dazugesellen. Die Stimmung ist hoffnungsvoll, aber nicht versöhnlich – eher ein resigniertes Akzeptieren der eigenen Wunden. Es ist ein würdiger Abschluss für ein Album, das sich mit emotionaler Ehrlichkeit und musikalischer Tiefe auszeichnet. „Amends“ ist kein Album für schnelle Konsumtion. Es ist ein Werk, das gehört, gefühlt und durchlebt werden will. Circling Over gelingt hier ein Balanceakt zwischen Härte und Zerbrechlichkeit, zwischen Klanggewalt und Introspektion. Die Produktion ist warm und organisch, die Songs durchdacht und vielschichtig. Wer sich auf die Reise einlässt, wird belohnt – mit einem der atmosphärisch dichtesten Post-Metal-Alben des Jahres.