Mit „20 Years Of Five Finger Death Punch – Best Of Volume 1“ feiern die amerikanischen Modern-Metal-Giganten ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einer Compilation, die mehr ist als bloßes Recycling: Die Band hat sämtliche Tracks neu aufgenommen, da die Rechte an den Original-Masterbändern durch ihr ehemaliges Label verkauft wurden – ein Schritt, der sie in eine ähnliche Lage brachte wie Popstar Taylor Swift. Doch statt sich zu beklagen, nutzten FFDP die Gelegenheit, ihren Klassikern neues Leben einzuhauchen und sie klanglich auf den aktuellen Stand zu bringen.

Der Einstieg gelingt mit „Under And Over It“, einem der aggressivsten Tracks der Bandgeschichte.

Die neue Version ist druckvoller, klarer und zeigt Ivan Moodys Stimme in bestechender Form. Die Gitarren sind tight, das Schlagzeug präzise, und die Produktion hebt die Energie des Songs auf ein neues Level. „Wash It All Away“ folgt mit einem hymnischen Refrain und einem Groove, der sich tief ins Gehör gräbt. Die Neuaufnahme wirkt entschlackter, ohne an Wucht zu verlieren. „Battle Born“ bringt eine emotionale Tiefe ins Spiel, die durch die überarbeitete Produktion noch stärker zur Geltung kommt. Der Song bleibt eine Hommage an amerikanische Veteranen und zeigt die Band von ihrer nachdenklichen Seite.

„I Refuse“ ist eines der Highlights der Compilation: Die neue Version enthält Gastvocals von Maria Brink (In This Moment), deren Stimme sich perfekt mit Moodys rauem Timbre ergänzt. Die Dynamik des Songs gewinnt dadurch deutlich, und die emotionale Intensität wird verstärkt. „Jekyll And Hyde“ bleibt ein Paradebeispiel für FFDPs Fähigkeit, zwischen aggressivem Metal und melodischem Refrain zu balancieren. Die Neuaufnahme bringt mehr Klarheit in die Instrumentierung und lässt die rhythmischen Wechsel noch prägnanter wirken.

„Wrong Side Of Heaven“ gehört zu den bekanntesten Balladen der Band und wurde mit viel Feingefühl neu eingespielt. Die orchestralen Elemente sind subtiler eingebettet, und Moodys Gesang wirkt gereifter. „Lift Me Up“, ursprünglich mit Rob Halford aufgenommen, bleibt auch in der neuen Version ein kraftvoller Metal-Hit, der durch die moderne Produktion noch mehr Punch erhält. „Far From Home“ und „Remember Everything“ zeigen die Band in ihrer introspektiven Phase – beide Songs profitieren von der überarbeiteten Klangkulisse, die die melancholischen Texte noch stärker unterstreicht.

Die Coverversionen sind ebenfalls neu eingespielt und zeigen die Vielseitigkeit der Band. „Bad Company“ bleibt ein Klassiker, der durch die neue Produktion an Tiefe gewinnt. „House Of The Rising Sun“ wurde lyrisch leicht angepasst und verweist nun auf Las Vegas als „Sin City“ – ein cleverer Schachzug, der die Bandidentität unterstreicht. „Gone Away“ von The Offspring erhält eine sanfte, fast balladeske Interpretation, die Ivan Moodys Stimme viel Raum lässt.

Die Compilation wird durch drei Live-Tracks abgerundet: „Trouble“, „Welcome To The Circus“ und „The Bleeding“ zeigen FFDP in ihrer natürlichen Umgebung – auf der Bühne. Die Aufnahmen sind roh, energiegeladen und vermitteln die Live-Power der Band eindrucksvoll. Besonders „The Bleeding“ als letzter Track bringt die emotionale Reise des Albums zu einem intensiven Abschluss.

„Best Of Volume 1“ ist mehr als eine Rückschau – es ist eine Neuinterpretation, eine klangliche Frischzellenkur und ein Statement der Selbstermächtigung.

Die Band zeigt, dass sie ihre Vergangenheit nicht nur würdigt, sondern aktiv gestaltet. Für langjährige Fans ist die Compilation ein Geschenk, für Neueinsteiger ein idealer Einstieg in das Universum von Five Finger Death Punch. Die Neuaufnahmen sind technisch brillant, emotional aufgeladen und musikalisch relevant – ein würdiges Jubiläum für eine Band, die sich ihren Platz in der Rockgeschichte hart erarbeitet hat.

09.08.2025 veröffentlicht von: Thomas M. © Metal-Division Magazine

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