GWAR – The Return Of Gor Gor
Label: Slave Pit Inc. / The Pit Records
Genre: Thrash Metal, Hardcore, Crossover
Spielzeit: ca. 30 Minuten (EP)
Release: 25.07.2025
Line-up:
Blöthar the Berserker (Vocals)
Bälsäc the Jaws of Death (Guitar)
Pustulus Maximus (Guitar)
Beefcake the Mighty (Bass)
JiZMak Da Gusha (Drums)
Mit „The Return Of Gor Gor“ feiern GWAR ihr vierzigstes Bandjubiläum auf gewohnt groteske Weise – mit einer halbstündigen Multimedia-EP, die drei neue Songs, vier Live-Tracks und ein 32-seitiges Comic enthält. Die Band, die sich seit Jahrzehnten als intergalaktisches Alien-Kommando inszeniert, bleibt sich auch 2025 treu: musikalisch trashig, textlich provokant und visuell völlig überdreht. Die EP ist keine klassische Albumveröffentlichung, sondern ein Gesamtkunstwerk, das GWARs Performance-Charakter ebenso betont wie ihre musikalische DNA.
Der neue Track „The Great Circus Train Disaster“ eröffnet die EP mit einem Mix aus Thrash, Hardcore und Funk. Die Gitarrenarbeit ist überraschend präzise, das Riffing erinnert an frühe ANTHRAX, während die Rhythmussektion mit punkiger Energie vorantreibt. Der Song lebt von seinem chaotischen Aufbau und einem Refrain, der sich wie ein groteskes Mantra wiederholt. Die Lyrics sind absurd und gallig – eine Mischung aus Zirkusmetapher und Gesellschaftssatire, die GWAR-typisch zwischen Komik und Kritik pendelt.
„Lot Lizard“ ist noch schneller und härter, mit Speed-Metal-Anleihen und einem punkigen Drive, der an CARNIVORE erinnert. Die Gitarren sind aggressiv, das Schlagzeug treibt unaufhaltsam, und Blöthars Vocals schwanken zwischen Gebrüll und sarkastischem Sprechgesang. Der Song ist musikalisch der direkteste der EP und zeigt, dass GWAR auch nach vier Jahrzehnten noch mit roher Energie überzeugen können. „Tyrant King“ bringt eine epischere Note ins Spiel: melodische Hooklines, ein Power-Metal-artiges Solo und ein hymnischer Refrain machen den Track zum Highlight der neuen Stücke. Die Produktion ist hier besonders gelungen – klar, druckvoll und mit genug Raum für die instrumentale Dynamik.
Die vier Live-Tracks stammen aus der „America Must Be Destroyed“-Ära und wurden 2024 in Atlanta aufgenommen. „Crack In The Egg“ und „America Must Be Destroyed“ zeigen GWAR in ihrer natürlichen Umgebung – laut, chaotisch und voller Bühnenironie. Die Live-Versionen sind roh, aber energiegeladen, und die Ansagen zwischen den Songs nehmen wie gewohnt politische Figuren aufs Korn, darunter auch „Potus Maximus“. „Fishfuck“, ein obszöner Klassiker vom umstrittenen Album „We Kill Everything“, wurde ebenfalls aufgenommen – musikalisch fragwürdig, aber als Publikumsliebling nachvollziehbar. Die Live-Tracks ergänzen die EP sinnvoll und zeigen, dass GWARs Stärke nach wie vor in der Performance liegt.
Das begleitende Comic, entstanden in Zusammenarbeit mit Z2 Comics und gezeichnet von Matt Maguire und Stan Yak, erzählt die Rückkehr von Gor Gor, dem tyrannischen T-Rex aus einer anderen Dimension. Die Geschichte ist ein wilder Mix aus Splatter, Sci-Fi und politischer Satire, geschrieben von Michael Derks, Matt Maguire, Tommy Meehan und den Granger Brothers. Es ergänzt die Musik um eine narrative Ebene, die GWARs Mythologie weiter ausbaut und Fans tiefer ins Universum der Scumdogs eintauchen lässt.
„The Return Of Gor Gor“ ist kein Album im klassischen Sinne, sondern ein Jubiläumsprojekt, das GWARs Stärken bündelt: musikalische Grenzüberschreitung, visuelle Exzesse und eine unerschütterliche Lust am Tabubruch. Die neuen Songs zeigen, dass die Band auch 2025 noch kreativ ist, die Live-Tracks erinnern an ihre ikonischen Bühnenmomente, und das Comic rundet das Paket als Fanservice ab. Für Bohabs ist diese EP ein Fest, für Außenstehende bleibt sie ein bizarrer Einblick in eine Welt, die sich jeder Norm verweigert – und genau darin liegt ihre Kraft.