HALESTORM – Everest

Label: Atlantic Records

Genre: Hard Rock / Alternative Metal

Spielzeit: 44:10 Minuten

Release: 08.08.2025

 

Line-up:

Lzzy Hale (Vocals, Guitar)

Joe Hottinger (Guitar)

Josh Smith (Bass)

Arejay Hale (Drums)


Mit „Everest“ erklimmen HALESTORM nicht nur metaphorisch den Gipfel ihrer bisherigen Diskografie, sondern liefern ein Werk ab, das sowohl musikalisch als auch emotional neue Höhen erreicht. Das sechste Studioalbum der Grammy-prämierten US-Rocker ist ein Manifest der Selbstbehauptung, der Verletzlichkeit und des künstlerischen Mutes. Produziert von Dave Cobb, bekannt für seine Arbeit mit Brandi Carlile und Chris Stapleton, wurde das Album in einem improvisatorischen Setting aufgenommen – ohne vorbereitete Demos, nur mit Instrumenten und Ideen. Das Ergebnis ist ein organisches, kraftvolles Album, das sich stilistisch zwischen Hard Rock, Soul, Metal und Singer-Songwriter-Intimität bewegt.

 

Der Opener „Fallen Star“ beginnt mit einem lauten, groovigen Riff, das sofort die Live-Energie der Band kanalisiert. Lzzy Hale zeigt sich stimmlich variabel, zwischen rauem Rockgesang und melodischer Tiefe. Der Song lebt von seinen laut-leise-Dynamiken und einem Refrain, der sich sofort festsetzt. Der Titeltrack „Everest“ ist eine hymnische Rockballade, die das zentrale Motiv des Albums – den Kampf gegen innere und äußere Widerstände – musikalisch wie textlich auf den Punkt bringt. Die monotone Strophe kontrastiert mit einem explosiven Chorus, in dem Hale ihre stimmliche Bandbreite voll ausspielt.

 

„Shiver“ bringt eine düstere Note ins Spiel, mit einem melancholischen Refrain und subtilen Synth-Elementen. „Like A Woman Can“ ist eine soulige Ballade mit feministischer Botschaft, getragen von Piano und bluesiger Gitarrenarbeit. Hale feiert darin ihre Identität und fordert emotionale Tiefe ein – ein Song, der an Amy Winehouse erinnert, aber mit der Härte von HALESTORMs Sound aufgeladen wird. „Rain Your Blood On Me“ ist das epischste Stück der Platte: ein feministischer Kampfruf mit thrashigen Gitarren, rituellen Drums und einem Text, der sich gegen patriarchale Schuldzuweisungen richtet. Die musikalische Struktur ist komplex, mit mehreren Tempiwechseln und einem intensiven Finale.

 

„Darkness Always Wins“, die erste Single, ist eine Stadionhymne mit Mitsing-Refrain und einem Arrangement, das auf maximale Wirkung zielt. Der Song thematisiert die Akzeptanz von Dunkelheit als Teil des Lebens und ist ein Paradebeispiel für die emotionale Tiefe des Albums. „Gather The Lambs“ führt die Band in dunklere Gefilde, mit einem schleppenden Groove und einem Refrain, der an Audioslave erinnert. „Watch Out!“ und „K-I-L-L-I-N-G“ sind die aggressivsten Tracks der Platte – schnelle, punkige Nummern mit metallischer Härte und sarkastischen Lyrics. Besonders „K-I-L-L-I-N-G“ lebt von seinem stakkatoartigen Riffing und einem Refrain, der zum Mitbrüllen einlädt.

 

„Broken Doll“ ist eine introspektive Nummer über toxische Beziehungen, mit einem ruhigen Aufbau und einem explosiven Mittelteil. „I Gave You Everything“ kombiniert ruhige Strophen mit einem eruptiven Chorus, in dem Hale ihre stimmliche Kraft voll entfaltet. Der Abschluss „How Will You Remember Me?“ ist eine Klavierballade mit orchestralen Elementen, in der Hale über ihr Vermächtnis reflektiert. Der Song ist emotional, dramatisch und bildet einen würdigen Schlusspunkt für ein Album, das sich mit Leben, Tod und künstlerischer Identität auseinandersetzt.

 

„Everest“ ist ein mutiges, vielschichtiges Album, das HALESTORMs musikalische Entwicklung konsequent weiterführt. Die Band zeigt sich experimentierfreudig, emotional offen und technisch versiert. Die Produktion ist druckvoll und transparent, die Songs sind abwechslungsreich und voller Energie. Es ist ein Album, das Zeit braucht, um sich zu entfalten – aber genau darin liegt seine Stärke. Für Fans von Audioslave, In This Moment oder Alter Bridge ist „Everest“ ein Pflichtkauf. Für alle anderen: eine Einladung, sich auf eine musikalische Reise zu begeben, die ebenso herausfordernd wie lohnend ist.


09.08.2025 veröffentlicht von: Thomas M. © Metal-Division Magazine

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