FALLING LEAVES FESTIVAL

27.09.2025 Turnhalle / Marktschorgast




BAUSCHAUM

Das Punk-Trio aus Hof durfte das dritte Falling Leaves Festival pünktlich um 18 Uhr eröffnen. Wie jedes Jahr waren an diesem Samstagabend sieben Bands aus den Bereichen Punk, Hardcore und Metal am Start. BAUSCHAUM verzichteten auf eine Setliste, und insgesamt wirkte der Auftritt – insbesondere die Songauswahl – eher improvisiert. Dem Spaß tat das keinen Abbruch. Jetzt darf ich mich durch die Songs hören, denn die Titel, die in der Turnhalle zu Marktschorgast genannt wurden, haben wenig mit den Tracks auf ihrem aktuellen Album „Träume nicht dein Leben, sondern halt einfach dein Maul“ zu tun. Die Gitarrensoli waren stellenweise überraschend virtuos und technisch versiert. Besonders am Ende des dritten Songs – da ging es wohl um eine Autotür. Nebenbei wurde angemerkt das die sie ihrem Schlagzeuger mal zum Geburtstag eine geschenkt hatten. Danach folgten ein schneller Song, ein kurzer Song und ein Lied über Bad Berneck, Jesus und den Fight Club. Großartig war die Story zum gelben Haus in Bad Berneck, an dem Psalm 23 prangt („Der Herr ist mein Hirte“) – ein normales Wohnhaus, was die Absurdität noch verstärkt. „Geil! Endlich wieder saufen!“ geht ins Ohr und bleibt dort – ein echter Ohrwurm von der 2019 veröffentlichten EP „3 KM/H“. Eine technische Panne an der Gitarre störte den Circle Pit nicht im Geringsten. Weitere Highlights: „Wasser verrecke“ und das hymnische „Ole Ole“, eine Hommage an den Fußball. Abschließend gab es noch das WIR SIND HELDEN-Cover „Nur ein Wort“, bevor der Auftritt nach 45 Minuten endete.

 




THIN ICE

Hardcore aus Schweinfurt – und das konnte sich sehen und hören lassen. Passend zum Bandnamen wählte man FOREIGNERs „Cold as Ice“ als Intro. Heutzutage sind zwei Intros üblich: erst ein Song, um dem Publikum zu signalisieren, dass es losgeht, dann das eigentliche Bandintro.

Der erste Song war zugleich Opener und Titeltrack des aktuellen Albums „A Matter of Time“. Der Fokus lag klar auf diesem Werk: „Driven by Defeat“, „No Friends“ und „Time is the Enemy“ mit coolem Rockriff am Anfang wurden nahezu gelebt. Selten habe ich einen Sänger erlebt, der seine Texte mit solcher Inbrunst ins Mikro schreit. „Nothing Changed“ wurde tonal vom Bassisten eröffnet, „T.T.F.L.“ und „Thin Ice“ stammten als Ausnahme von „Keep it Alive“. Das ging gut ab – kein Wunder, die Jungs sind keine Anfänger und standen bereits als Support für AGNOSTIC FRONT und HATEBREED auf der Bühne. Am Ende durfte FOREIGNER noch einmal ihren Hit dudeln, und die nächste Band hatte sogar mehr als 15 Minuten Zeit, sich auf der Bühne zu arrangieren. Einziger Kritikpunkt: die kurze Spielzeit.

 




DARK ABSENCE

DARK ABSENCE spielten dagegen eine ganz andere Karte aus – Melodic Death Metal. Einer meiner Favoriten an diesem Abend mit einer Mischung aus Growls und cleanem Gesang, dazu wurden in viele der Songs harmonische Bridges eingebaut, was dem ganzen Songkonstrukt einen melancholischen Anstrich verpasste. So begann das Trio mit einem sphärischen Intro, dem sich „Turn off the Light“ als Opener anschloss. „The Lack of Remorse“ überzeugte mit einer Akustik-Bridge mit Mittelteil, während bei „Back to Nihil“ ein leichter Black-Metal-Anstrich spürbar war, vor allem durch den fast keifenden Gesangspart. Der erste Song und älteste dazu wurde in Form von „The Imminent Fall“ zelebriert, der zusätzlich von einem kleinen Intro eingeleitet wurde. „Velvety Sea“ knüppelte ordentlich zu Beginn los, während „Before your Eyes“ mit seichten Keyboard-Einschüben glänzen durfte. Die Band versteht es, atmosphärische Dichte mit technischer Präzision zu verbinden – kein Song wirkt beliebig, jeder hat seine eigene Dramaturgie. In meinem Ranking spielen die Würzburger ganz weit oben mit. Was es doch für tolle lokale Bands gibt, wenn man sich so in unserer Gegend umschaut. DARK ABSENCE sind nicht nur live eine Wucht, sondern auch auf ihren Socials aktiv.

 




HOOKLINE

HOOKLINE, eine der ältesten aktiven Hardcore-Bands Deutschlands. Gegründet 1990 und seitdem sechs Alben herausgebracht. Das ganze Spektakel begann mit „You made your Choice“, Titeltrack ihres gleichnamigen Albums. Abwechslungsreich zwischen thrashig und melodisch gab es zwar keinen Streifzug durch 35 Jahre Hardcore aus Nürnberg, dafür wurden die letzten drei Alben bespielt. Nach „You made your Choice“ gab es von diesem Album noch „Broken Down“ und „Cleaning Fire“, alles in eine hektische Lichtshow verpackt. „Nothing will last forever“ und das abschließende „Misanthropica“ stammten von ihrem 2012er Album, und besonders der letztgenannte Song und Titeltrack überraschte mit einer kleinen „Raining Blood“-Einlage. Die restlichen Hämmer à la „Go ahead and die“ oder auch „Payday“ wurden ihrem letzten Album „...still our Way“ entnommen. Zwischen ihren letzten beiden Alben lagen elf Jahre, was live aber an der Intensität der Songs nicht zu spüren war. HOOKLINE sind eine Band, die sich nicht neu erfinden muss – sie wissen, was sie tun, und tun es mit Nachdruck. Wer sie auf Facebook verfolgt, bekommt regelmäßig Updates zu Shows, Releases und Rückblicke auf ihre lange Bandgeschichte.

 




AVEREA

AVEREA kombinieren harsche Vocals mit cleanem Gesang, was in diesem Fall bedeutet: Wir haben einen Sänger und eine Sängerin am Start, plus natürlich die Instrumentalfraktion. Die Mischung aus Metalcore und melodischem Hardcore kommt nicht nur beim Publikum an, sondern auch bei Spotify, was die Zahlen eindeutig belegen. Aber von vorne. Beginnen wir mit „Miracle“, das durch seinen sphärischen Mittelteil überzeugt und so Abwechslung in die Songstruktur bringt. „Leaving You“ ist die aktuelle Single, „Memory Card“ stammt auch aus diesem Jahr, und „Empire“ ging von den Streams her bei Spotify durch die Decke. Auch eine schöne Wall of Death gab es. Am Ende standen dann nicht nur „Awakening“ und „Wanderer“ auf der Liste, nein, es gab auch schöne Mitsingspielchen beim abschließenden „Blind“. AVEREA wirken trotz ihrer jungen Bandgeschichte bereits sehr eingespielt – die Bühnenpräsenz ist souverän, die Übergänge zwischen den Songs sitzen. Von AVEREA wird man bestimmt noch einiges in der nächsten Zeit zu hören bekommen. 

 




MONASHEE

MONASHEE agieren ebenfalls mit zwei Sängern. Wir kennen das Spielchen zwischen harschem und cleanem Gesang. Der Unterschied zu AVEREA ist, dass hier die harschen Vocals im Vordergrund stehen. Die Band präsentierte bis auf „Lightbringer“ ihr komplettes zweites Werk, das im Großen und Ganzen experimentierfreudiger ist als das Debüt. So konnte man mit Songs der Marke „The Witcher“, dem leicht orientalisch angehauchten „Sphinx“, „Insanity“, das auf leichten Pianoklängen aufbaute, punkten. Dazu kam das recht schnelle „Joy and Tears“ und „Widow“ mit seinem elektronischen Background. Einen Circle Pit gab es auch – man muss nur bis zum Abend warten, bis die Leute aufgetaut sind, dann geht es publikums-technisch ab. Mit „Fragile Heart“ präsentierte die in Koblenz gegründete Band einen recht neuen Song, bis es zum abschließenden Höhepunkt in Form des allseits bekannten „Choosen Life“ kam. MONASHEE wirken live sehr fokussiert – die Songs sind durchkomponiert, die Übergänge fließend, die Energie konstant. Eine Band, die sich stilistisch weiterentwickelt, ohne ihre Wurzeln zu verlieren.

 




VINZ CLORTHO

Ersatz für ØL, die krankheitsbedingt absagen mussten. Die junge Band aus Hof startete mit MÖTLEY CRÜEs „Kickstart My Heart“, bevor ihr eigenes sphärisches Intro den ersten Song „War Eternal“ einläutete. Es folgten „Rise of the Godslayer“ und die neue Single „Best in Life“. Klassischer Heavy Metal mit modernen Einflüssen wurde geboten – allerdings wollte der Bass nicht so wie die Band, und das technische Problem zog sich über die ersten drei Songs. „Immortally Deceased“, Titel ihrer EP, wurde präsentiert, ebenso „Into the Pit“ und „Leave Me Rot“, die mit Schlagkraft überzeugten. Am Ende stand „Stay Puft!“ – der erste Song und die erste Single des kommenden Debütalbums. Wie jedes Jahr war es ein Fest – und zu meckern gibt es nichts. Im Gegenteil: Im dritten Jahr gab es einen zusätzlichen Parkplatz, nur wenige Meter entfernt und mit mehr Platz als der übliche Spot direkt vor der Halle. Ansonsten war für alles gesorgt, und die Preise sind stabil. Es sollte einfach noch etwas voller werden – aber das kommt sicher mit den Jahren. Wir sind jetzt schon gespannt, welche sieben Bands 2026 auf der Bühne der Sporthalle in Marktschorgast stehen werden.




28.09.2025 veröffentlicht von: Thomas M. © Metal-Division Magazine

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