GLOWING EMBER FESTIVAL 2025
Perfekter Abschluss im Z-Bau
Das Glowing Ember Festival, bekannt dafür, als Konzerttour in verschiedenen Städten Deutschlands zu bespielen, fand nach Oberhausen im März, Erfurt im April, Hamburg im Mai und Juni in Frankfurt nun seinen Abschluss im Nürnberger Z-Bau, der nicht nur Metalfans aus Nürnberg und Umgebung ein Begriff ist. An diesen Freitagabend hatten auch wir das Vergnügen, nach etlichen Jahren Abstinenz, wieder am Start zu sein. Das besondere am Z-Bau, dem Haus für Gegenwartskultur wie es eigentlich heißen sollte, den der Name „Z-Bau“ stammt von der architektonischen Form des Gebäudes – es sieht aus der Luft betrachtet wie ein „Z“ aus, bietet drei Konzertsäle an. Das Glowing Ember Festival fand im kleinen, gemütlichen Roten Salon statt, der eine maximale Kapazität von 150 Besuchern erlaubt. Ganz so viele Fans der rockigen Musik waren zwar nicht zusammen gekommen, dafür peilten sie lärmtechnisch die 150 an. Beginnen wir mit Band Nummer eins von sechs - PYROMYTE. Mit drei Gitarristen am Start ist der Sound vor allem eines, nämlich fett und der erste Song "Stoner" hatte auf jeden Fall einen leichten Doom-Schlag. "Mississippi" hingegen eignete sich herrlich zum Mitsingen, was die geneigten Besucher auch lauthals taten. Hatten wir mit den ersten beiden Songs das "Money Makers" Album bedient, folgte mit "Magic Trick" etwas vom kommenden Album. "Fire" startete mit einem coolen Basslauf und endete akustisch. Ein sehr grooviger Track im Gegensatz zu "Traveller", der positiv an LYNYRD SKYNYRD erinnerte.
Mit "MFB" waren die 30 Minuten Spielzeit auch fast schon zu Ende. Jedenfalls gab es in dem Song, in dem es darum, geht das, eine Frau gleich zwei Männer am Start hat die obligatorische Bandvorstellung und am Ende, zurecht, noch Rufe nach einer Zugabe. Wer Bock auf die Band hat, dem können wir den 13.09. in der Glücksmühle zu Happurg empfehlen. Mit der Bezeichnung "Hardrock im Stile der 80er" können wir uns gut anfreunden. THUNDERWINGS starteten mit dem CCR Klassiker "Bad Moon Rising". Hat sich ein wenig "dreckig" angehört und wir hatten gehofft das, sich dieses auch durch die bevorstehenden Songs durchzieht. Am Ende hatten wir rockige Songs, die tatsächlich den Geist der 80er atmeten. Wie zum Beispiel "Nothing to do" oder auch "You". Letzterer war ein ruhiger Song, der zweistimmig performt wurde. Ein besonderes Merkmal der Band aus Franken, hier gibt es Songs verschiedener Stimmfarben, ob von Sängerin Yvonne oder Gitarristen Markus, oder wie erwähnt einfach zusammen. "Supernatural", der Titel lässt schon vermuten das sich der Song mit dem Übernatürlichen beschäftigt. "1000 Wege" wurde auf Deutsch präsentiert, ein ruhiger Song mit einleitendem Akustikintro.
Oft gecovert und auch an diesen Abend im Programm - "Rockin’ in the Free World", von Neil Young und einer der 500 besten Songs aller Zeiten (Platz 216), der die Regierung von George H.W. Bush kritisiert. Hier entschied man sich für die rockige E-Gitarren Version und dann folgten wie bei jeder Band die Rufe nach einer Zugabe, wie eigentlich bei allen Bands war dafür keine Zeit mehr. Straffer Zeitplan bei Festivals, egal welche Größe sie haben. Am Ende möchte die darauf folge Band auch noch ein paar Songs spielen. In diesem Fall war es mit RETLAND eines der Highlights an diesem Abend. Besonders Freunde von virtuosen Soli kommen bei dieser Band auf ihre Kosten. Die Suche nach einem Bassisten schien bisher ohne Erfolg, das war aber nicht schlimm, das Trio konnte mit dem rockigen "Retland" und dem darauffolgenden "Heartbreak", das mit einem schönen Mitsingchorus glänzte, punkten. "Ret like me" holte einen mit Southern Rock-Charme und Bottleneck-Passagen ab. Bandvorstellung gab es und den Hinweis das die restlichen Songs alle neu sind. Dies wären dann "Are you out there?", mit einem leichten Blues-Anstrich und "When Love´s a lie" mit Akustikgitarren-Einstieg. Am Ende dann doch härter und mit E-Gitarre gespielt, inklusive Solo.
Zum Abschluss spielte RETLAND "Fascination & Abhorrence". Zum einen auch ein neuer Track, der nicht auf der Debüt-EP zu finden ist, zum anderen haben mich die harten Riffs tatsächlich ein wenig an JUDAS PRIEST erinnert. Gekrönt wurde dieser Song mit einem schönen Solo inklusive Tapping, was ja nicht nur etwas für die Ohren ist. [SOON] als einfache Alternative Band abzustempeln wäre zu einfach. Die Hamburger, die jedes Konzert der Tour spielen und auch in den vergangenen Jahren fester Bestandteil der Konzerttour waren, stiegen mit "Dead-End-Street" in ihr Set ein. Titel dem gleichnamigen Album von 2013, hier kam auch gleich der Moog-Synthesizer zum Einsatz. Dazu könnten wir jetzt einen seitenlangen Bericht schreiben, was es mit diesem Gerät auf sich hat und wer Robert Moog ist und was er alles geschaffen hat. Am Ende werfen wir Bandnamen wie PINK FLOYD, BEATLES und MANFRED MANN in den Raum, die alle in den 70ern schon diese Synthesizer verwendet haben. Die kurze und einfache Erklärung ist das die Band keinen Bassisten haben und Lenny somit Bass und Gitarre spielt, quasi ein Bass-Ersatz. Es gab auch noch andere elektronische Komponenten, die unterstützend auf die Songs einwirken.
Von daher rechtfertigt das Wort "Alternative" diese Musik, die auch sehr schwer einem Genre zuzufügen ist, auch nicht. Die Stimmung der Lichtproduktion war eher dunkel gehalten. So hatten wir bei "Someone Else" etwas Nebel, der an und für sich das ganze Set so ein bisschen präsent war und in diesem Falle eine in blaues Licht getauchte Bühne. Mit "Why" bewegte man sich eher im Dark Rock, "Time" war ein bisschen schneller vom Tempo. Beide Songs nicht nur von ihrem Debüt, sondern hier konnte man auch deutlich heraushören, warum Erics Stimme von der Farbe und vom Timbre her oft mit Dave Gahan (Depeche Mode) oder Jonas Renkse (Katatonia) verglichen wird. "In My Memory" begann etwas schleppend, glänzt dafür mit einem schönen Mitsingchorus. In eine ganz andere Richtung geht "In My Illusion". Ein Song, der schon mehr von Gothic Rock geprägt ist. Da sprechen auch die Keys im Hintergrund dafür. Recht heavy präsentierte sich "Means to an End", während "Desperate" auf keiner Setliste fehlt. Vielfalt, ob genretechnisch oder besagte Synthesizer, in einem Song bearbeitete Lenny die Gitarre mit einem Drumstick, nichts ist vorhersehbar, kein Song klingt im Entferntesten wie der andere.
Tatsächlich schwankt man von einem episch angehaucht "All I Wanted" zu einem "Attempts To Deceive", das wiederum industrielle Einflüsse vorweisen kann. Musik, die nicht einfach vor sich hin plätschert, sondern mit der man sich beschäftigen muss. Wer nicht genug bekommt, der kann sich [SOON] im Herbst als Special Guest von LACRIMOSA auf ihrer "Lament"-Tour ansehen. SEVEN LOST HOURS ist ein Bandprojekt aus dem Jahre 2016, was uns bei dem Blick auf die Homepage dann doch überraschte. Von den Songs und der Präsentation hätten wir auf jedenfalls auf eine Band getippt, die weitaus länger gibt. "Singin' in the Rain" aus dem gleichnamigen Filmmusical diente als Intro, danach folgten Songs der Marke "Day by Day" oder auch "Cherry Blossom", zu dem es auch ein Video gibt, das in den Gängen unter der Nürnberger Kaiserburg gedreht wurde. Alles bisher solide Midtempo-Rocker mit progressivem Touch. Dieser kam bei "Still Waters" etwas deutlicher raus. Über die technischen Fähigkeiten brauchte man auch kein schlechtes Wort verlieren, immerhin gab es bei letztgenanntem Song ein herrliches Solo mit Tapping - das gefällt uns ja am besten, technisch versierte Gitarristen. Andererseits gab es mit "Arms of Orion" auch Songs mit einem ruhigeren Grundton.
Bandvorstellung war auch hier ein Thema, anschließend der letzte Song, der Titel lautete "Radio". Eine recht schnelle Nummer im Vergleich zu den anderen Songs, dazu sehr hymnisch. Hat auf jeden Fall gefallen. Zum Abschluss durften die Jungs von GATEWAYS noch ran. Nach einem kurzen Intro gings auch schon mit "Castle of Shadows" zur Sache. Das Publikum war den ganzen Abend gut gelaunt. Ob nun Applaus oder Mitsingen, war alles keine große Sache. Bei GATEWAYS allerdings gingen viele der Anwesenden so richtig aus sich raus und es wurde getanzt, was teilweise fast wie pogen aussah und natürlich flogen hier und da die Haare. Auch schwierig einzuordnen, da die Musik groovig ist mit leichtem Hardcore-Anstrich. Andere Songs hatten eine Thrash-Note, also wirklich sehr vielseitig was wir hier zu hören bekamen. "Yggdrasil" war einer der Songs die zweistimmig gesungen wurden. Heißt, wir hatten den cleanen Part und nebenher noch Growls. Einen schönen Break hatten wir bei "Shards", während "Perforated" wieder diesen modernen Thrash-Metal Anstrich aufweisen konnte. Ein recht neuer und unglaublich starker Song folgte mit "Backbone". Wie schon bei "Shards" hört man hier und da orientalische Akzente heraus. Ob das jetzt bewusst so gewollt ist oder auch nicht, es gibt den Songs das gewisse Etwas.
"Light Up" stand auf dem Programm, gefolgt von dem atmosphärischen "Ouroboros" bei dem wir auch wieder auf die unterschiedlichen Gesangsstile hinweisen müssen. Einen recht neuen Song präsentierte man mit "The Tides". Hatte etwas Progressives mit seinen ruhigen Passagen inzwischen den metallischen Ausbrüchen. "Baba Yagas House" erinnerte anfangs an Bands wie KORN, doch das wurde spätestens bei dem begleitenden Kreischgesang wieder revidiert. Man muss GATEWAYS auf jeden Fall Einfallreichtum bekunden, in der Art wie sie ihre Songs komponieren. Zum Abschluss des Abends, des Sets und des Festivals schüttelte das Quintett noch einen der älteren Songs mit "The Traveller" aus dem Ärmel. Im Vergleich zu den neueren Songs ein recht grooviger Rocker. Dann war auch dieser Abend zu Ende und für jeden Geschmack war etwas dabei. Wenn wir jetzt [SOON] einmal außen vor lassen und nur die lokalen Bands begutachten, dann waren RETLAND auf jeden Fall ein Highlight, gefolgt von GATEWAYS. Aber am besten ihr hört bei jeder Band einmal rein, damit macht man auf keinen Fall etwas falsch. Als Erinnerung noch einmal, PYROMYTE spielen am 13.09.25 in der Glücksmühle zu Happurg und [SOON] beginnen ihre Tour als Special Guest von LACRIMOSA am 25.09.25 in Hamburg in der Markthalle.