HEIDELBERG DEATHFEST 2023
Heidelberg – bekannt durch seine Universität, die im Jahre 1386 von Kurfürst Ruprecht I. gegründet wurde. Nicht zu vergessen dem Wahrzeichen der deutschen Romantik, dem Heidelberger Schloss und natürlich Anziehungspunkt für Freunde der harten Musik, dem Heidelberger Deathfest. Letzteres gibt es noch nicht so lange wie besagtes Schloss, dennoch starten wir in die sechste Runde und die hatte es in sich. Ich kann jetzt schon sagen, dass es am Ende hin brechend voll war, in der Halle02, darf aber nicht unerwähnt lassen, dass es zu früher Stunde schon sehr gut besucht. Früh bedeutet 12.30 Einlass, Beginn war pünktlich, eine halbe Stunde später. LEGAL HATE durften den Reign eröffnen und legten gleich mit "Livelife" los. LEGAL HATE stehen für Thrash-Metal aus Deutschland und ich fand das am Anfang eher kritisch, da ich der Meinung war, eine Trashkapelle geht auf einem Death-Metal Festival unter. Ich muss allerdings ehrlich sagen, dass mir die Stimme von Sängerin Eva, ein fast schon blackmetallastiges Knurren und Fauchen, sehr gut zu den thrashigen Riffs gefallen hat. Schwerlast der Songs lag auf den letzten Veröffentlichungen, die "Live EP" von 2020 und "Moral Destruction" aus dem letzten Jahr. Einen kleinen Ausreißer gab es mit "Own" von ihrem 2012er "Disguise Album". "Scum" war mit seinen 20 Sekunden ganz witzig, überraschte mit einem kleinen Napalm Death Feeling.
Old School Death-Metal mit progressiven Momenten und deutsche Lyrics, das sind TORMENT OF SOULS. Bereits seit 1994 knüppelt sich das deutsche Quintett durch die Lande und präsentierte eine wohl einzigartige Show, mit ebenso einzigartigen Songs. Angefangen von ihrem Outfit über das Facepaint bis hin zur Bühnendeko, werden Songs wie "Schlachthaus", das geniale "Aus der Erde" oder auch die aktuelle Single "Mehr Hass", im passenden Ambiente präsentiert. Dann wurde es schräg. DEEP DIRTY ballerten ihre Goregrind Songs raus, jeder untermalt von einem Filmchen das auf der Beamer Leinwand im Hintergrund ablief. Auf jeden Fall interessante Band, den stark verzerrte Gesang hört man auch nicht an jeder Ecke. Welche Songs wurden gespielt? Keine Ahnung, aber das Album "Brutal Silence" von 2018 gib es auf Bandcamp zu hören. Die Stimmung steigerte sich von Band zu Band, ebenso füllte sich die Halle mehr und mehr. Klar, bei DEEP DIRTY gab es einen Circle Pit bei dem auch mal der Bassist die Bühne verließ, um in die Menge einzutauchen, aber bei KEITZER war die Stimmung schon besonders euphorisch.
Eine gute Mischung aus Death-Metal mit einer Prise Hardcore und Crust, dazu eine Band, die sich auch mal bisschen bewegt auf der Bühne, und sei es nur headbangen und zu guter Letzt einen Frontmann, der sich nicht nur die Seele aus dem Hals schreit, sondern immer in Bewegung ist, jeden Song durch Gestik und Mimik unterstreicht, schon hat man eine Show, die das Publikum mitreißt. Gute Songs sollte man auch haben. Hier fing alles mit "We will drown all of you in blood" an, über den Titeltrack des aktuellen Albums "Where The Light Ends", bis hin zu Bangern wie "Tyrants", "Peace" und das abschließende "Ascension". Aus Belgien angereist zerlegten CARNATION die Bretter der Halle02. Schöner Straighter Death-Metal. Die Crowd ging ab wie sau, was bei Songs a la "Sepulcher of Alteration" oder "Chapel of Abhorrence" auch kein Wunder ist. Am Ende gab es noch das geniale "Necromancer" und "Fathomless Depths". Bei zwölf Bands an einem Tag sind die Sets dementsprechend kurz gehalten. Eigentlich passt das so, eine halbe Stunde Vollgas auf die Fresse, anschließend eine andere Band, ein anderes Genre. Somit wir bei NECROTTED aus Süddeutschland gelandet wären. Brutal, schnell und auf den Punkt und das seit 2008. Die Band aus Baden-Württenbeg, um genauer zu sein, aus Abtsgemünd durfte schon auf vielen großen Festivals spielen, heute durften wir uns auf dem Deathfest ihres gebaltten Death-Metals erfreuen. Schwerpunkt war klar "Operation: Mental Castration". Von den ersten beiden Alben gab es nichts zu hören, dafür gab es eine Premiere. "Reich der Gier" wurde zum ersten Mal live gespielt und das hier auf dem Deathfest zu Heidelberg.
BLOOD -- REVEL IN FLESH -- CYTOTOXIN
Bei BLOOD stand die Halle Kopf. Jeder wollte die Grindcore Urgesteine, die seit 1986 unterwegs sind, sehen. BLOOD walzten alles nieder, angefangen mit "Parasite", "Be Doomed" und "Spasmo Paralytic Dreams", über "Christbait" bis hin zu "Dogmatize" und dem obligatorischen Instrumental "Lost Lords", bei dem Sänger Martin Witchskinner hin und wieder mitgrunzte. Ab hier wütete die pure Zerstörung. Die Halle war brechend voll und REVEL IN FLESH brachte einen Hammer nach dem anderen. Eine wirklich geile Setlist mit "Emissary Of All Plagues", "Shadowbreeder" und natürlich "In The Name Of The Flesh". Zusätzlich gab es mit "Fleshpriest" einen neuen Song zu hören. Da kann man ja schon mal gespannt auf das neue Werk sein, den der Song hatte es wirklich in sich. CYTOTOXIN ist nicht nur ein Zellgift, sondern auch eine sächsische Technical-Death-Metal Band aus Chemnitz. Als die Fässer mit dem Strahlenwarnzeichen auf die Bühne gebracht wurden, ahnte man schon, dass es brutal werden würde. Das wurde es auch, Songs der Marke "Plutonium Heaven" oder "Radiatus Generis" knallten ordentlich und nach dem ein oder anderen Circle Pit gab es hier die einzige Wall of Death der Veranstaltung. Der erste Auftritt im neuen Jahr für CYTOTOXIN und dann gleich ein Abriss ohne gleichen, dazu kommt, dass sie im Gegensatz zu den anderen Bands noch eine Zugabe heraushauen konnten oder durften oder einfach noch Zeit für einen Song übrig hatten, wer weiß das schon. Drei Bands blieben noch übrig. Es fühlte sich an, wie eine Reise in die Vergangenheit. Mit "Pungent Stench", "Brainpan Blues" und dem Titeltrack des Debütalbums von 1990 "For God Your Soul ... For Me Your Flesh", legten SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH, die Band um Mastermind Martin Schirenc direkt los.
Hauptaugenmerk lag auf den ersten beiden Alben, so durften wir uns an "Bonesawer", "Embalmed In Sulphuric Acid", "A Small Lunch", "Blood, Pus & Gastric Juice" und einem meiner Favoriten "Shrunken And Mummified Bitch" erfreuen. BENEDICTION standen dem in nichts nach, ja sogar den einen oder anderen Stagediver gab es zu sehen. Ein Querschnitt durch alle Alben durften wir erwarten. Ein reiner Oldschool Set wäre natürlich geil gewesen, doch die Klassiker wurden nicht vergessen. So gab es neben "Progenitors of a New Paradigm", "Stormcrow" und "Scriptures in Scarlet" von ihrem aktuellen Album natürlich auch Klassiker wie "Nightfear", "Vision in the Shroud" und "Jumping at Shadows / Subconscious Terror". Am Ende hatten die Fans die Wahl, welcher Song noch gespielt werden sollte. Die Wahl bestand aus "Magnificat" und "I" von dem Grind Bastard Album, welcher Song am Ende gespielt wurde, ist denke ich klar. Egal was man vorhatte, Trinken holen, Shirt kaufen oder frische Luft schnappen … ab CYTOTOXIN war es nur noch in der Umbaupause möglich irgendwie nach draußen zu kommen. Wahnsinnig viele Leute waren gekommen, was nach Jahren der Abstinenz auch völlig klar war. Die Leute hatten wieder Bock zu feiern und ordentliche Live-Musik zu hören. Mit ASPHYX kamen wir zur letzten Band. Die Niederländer konnten vielleicht keinen mehr draufsetzten, dafür aber den endgültigen Todesstoß versetzten. Den Anfang machten zwei Tracks von ihrem neuen Album "Botox Implosion" und "Molten Black Earth". Es wurde viel Neues gespielt, einzelne Ausnahmen machten "Wasteland of Terror", "The Rack" und natürlich "Last One on Earth". Alles in allem ein großartiges Festival.
Zwölf Bands an einem Tag ist natürlich viel, aber es hat sich von der ersten bis zur letzten Minute gelohnt. Wir haben nicht nur tolle Band gesehen und teilweise Songs aus vergangenen Tagen gehört, auch die Location und das Drumherum hat den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet. Wir sagen Danke, dass wir ein Teil dieser Veranstaltung sein durften und freuen uns auf 2024.