W:O:A 2025 - Countdown zum Chaos
[Sonntag 27.07.25 - Dienstag 29.07.25]
Der Sonntag, 27. Juli 2025, markierte den inoffiziellen Auftakt des WACKEN OPEN AIR – und das mit einem Programm, das bereits vor dem offiziellen Start am Mittwoch Lust auf mehr machte. Während sich die Campingflächen langsam füllten und die ersten Metalheads ihre Zelte aufschlugen, wurde auf der LGH CLUBSTAGE im Dorf Wacken bereits musiziert. Die Bühne, benannt nach dem Landgasthof Wacken, ist seit Jahren ein Geheimtipp für intime Konzerte abseits des Haupttrubels. Den musikalischen Startschuss gaben wie gewohnt die WACKEN FIREFIGHTERS, der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Wacken, der seit über 125 Jahren besteht und das Festival traditionell eröffnet. Mit Blasmusik, Metal-Covern und einer ordentlichen Portion Lokalkolorit sorgten sie für Stimmung – selbst bei Regen und Matsch, die auch 2025 wieder zum Festivalalltag gehörten. Ein besonderes Highlight war der Auftritt von 5TH AVENUE, einer der ersten Bands, die jemals auf dem WACKEN OPEN AIR gespielt haben.
Die Hamburger Rockformation, die sich 2012 nach längerer Pause reformierte, zeigte sich spielfreudig und präsentierte ein Set, das sowohl Klassiker als auch neues Material enthielt. Mit Songs wie „Save the Day“, „Machine Gun“ und „Remedy“ boten sie eine Mischung aus melodischem Hardrock und griffigem Alternative-Sound. Besonders gefeiert wurde ihr Cover von „Pet Sematary“ (Ramones), das mit rauer Energie und viel Herzblut dargeboten wurde. Die Band bewies, dass sie auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Live-Power eingebüßt hat und sich ihren Platz in der Wacken-Historie redlich verdient hat. Ebenfalls auf der LGH CLUBSTAGE zu sehen war SKYLINE, die Band um Wacken-Mitgründer Thomas Jensen. Als erste Band überhaupt auf dem W:O:A 1990 spielten sie damals auf einem Acker – heute eröffnen sie traditionell die LGH CLUBSTAGE und gelten als lebendiges Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Ihr Auftritt am Donnerstag auf der Harder Stage war ein emotionaler Moment für viele langjährige Besucher, die mit SKYLINE die Geschichte des Festivals feiern. Doch dazu kommen wir später. Abseits der Musik bot der Sonntag auch kulturelle Programmpunkte: Auf der „WELCOME TO THE JUNGLE“-Stage legte Festivalchef Holger Hübner alias DJ HÜBY auf und sorgte für ausgelassene Stimmung. Die begleitende Movie Night zeigte Dokumentationen und Filme rund um das Thema Metal – ein Angebot, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut und das Festival um eine cineastische Dimension erweitert. Der Sonntag war damit mehr als nur ein Anreisetag – er war ein liebevoll kuratierter Auftakt, der die Wacken-Gemeinschaft zusammenbrachte und die Vorfreude auf die kommenden Tage spürbar machte. Ein gelungener Einstieg in ein Festival, das auch 2025 wieder mit rund 85.000 Besuchern, über 200 Bands und einem Rekord-Headliner aufwartete.
Der Montag, 28. Juli 2025, war der erste volle Tag auf dem WACKEN OPEN AIR – und bereits ein Paradebeispiel für das, was das Festival jenseits der Hauptbühnen ausmacht: Spektakel, Subkultur und Überraschungen. Wer dachte, dass die großen Namen erst ab Mittwoch die Szenerie dominieren, wurde eines Besseren belehrt. Denn schon ab 11:00 Uhr verwandelte sich die WASTELAND AREA in ein postapokalyptisches Inferno aus Motorenlärm, Pyrotechnik und metallischer Klangkulisse. Die MOTORSHOW – ROARING ENGINES war wie in den Vorjahren ein Publikumsmagnet. Harley-Davidson, offizieller Partner des W:O:A, präsentierte erneut exklusive Bikes im Festival-Design, während getunte Fahrzeuge und martialische Eigenbauten durch die Kulisse donnerten. Der WASTELAND CARDRIVE erinnerte an Szenen aus „Mad Max“ – rostige Karossen mit Flammenwerfern, Totenkopf-Dekor und martialischer Ästhetik. Dazwischen fanden CAGE-FIGHTS statt, inszenierte Kämpfe im Käfig, begleitet von Rauch, Feuer und donnernden Gitarrenriffs. Musikalisch wurde das Spektakel unter anderem von GODZILLA IN THE KITCHEN untermalt – das Leipziger Heavy-Psychedelic-Trio spielte bereits zum vierten Mal in Folge auf dem W:O:A und präsentierte Songs aus ihrem Album "Exodus", unterstützt von Feuer-Shows und der WASTELAND WARRIORS Crew. Auch HIGH DESERT QUEEN, die texanische Stoner-Metal-Band, war Teil des Programms.
Im Rahmen ihrer Europa-Tournee, die sie unter anderem zum RELOAD FESTIVAL und nach Amsterdam führte, spielten sie mehrere Sets im WASTELAND und präsentierten ihr aktuelles Album Palm Reader. Ihre Mischung aus schweren Riffs und grooviger Energie passte perfekt zur Endzeit-Atmosphäre. Ergänzt wurde das Line-up durch ANGRY ZETA, die argentinische Industrial-Punk-Formation, die mit futuristischem Sound und provokanter Bühnenästhetik für zusätzliche Reibung sorgte. Wer es etwas ruhiger, aber nicht weniger skurril mochte, fand sich um 17:00 Uhr auf der WELCOME TO THE JUNGLE STAGE ein, wo MAMBO KURT einmal mehr bewies, dass Heimorgel und Metal keine Gegensätze sein müssen. Der Kult-Alleinunterhalter aus Hagen, seit Jahrzehnten fester Bestandteil des WACKEN-Programms, spielte Klassiker in Mambo-, Ska- und Polka-Versionen und sorgte für kollektives Schmunzeln und Mitsingen. Abseits der Bühnen bot das Festival auch am Montag ein reichhaltiges Rahmenprogramm: Das NORIS W:O:A PUB QUIZ forderte das Metal-Wissen der Besucher heraus, während MASCHINE’S LATE NIGHT SHOW mit Szenegrößen, Autoren und Metal-Veteranen für tiefgründige Gespräche und schräge Comedy sorgte.
Gäste wie OLAF SCHUBERT und KAY RAY sorgten für zusätzliche Pointen – ein Format, das sich längst als feste Institution etabliert hat. Wer den Shuttle zur LGH CLUBSTAGE nutzte, wurde auch dort nicht enttäuscht. Die dänische Melodic-Death-Metal-Band LIVLØS überzeugte mit intensiven, düsteren Songs, die zwischen Brutalität und Atmosphäre changierten. Ebenfalls aus Dänemark kamen BAEST, die 2024 als „Artist of the Year“ bei den Hårde Tone Awards ausgezeichnet wurden und mit ihrer Tour durch die USA – unter anderem mit ARCH ENEMY – internationale Aufmerksamkeit erlangten. Ihr Auftritt in Wacken war roh, präzise und ein Statement für die Stärke der skandinavischen Death-Metal-Szene. Der Montag auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 war damit alles andere als ein Warmlaufen. Zwischen Endzeit-Ästhetik, Heimorgel-Humor und nordischer Härte zeigte sich, dass die Magie des Festivals längst nicht nur auf den Hauptbühnen stattfindet. Wer sich treiben ließ, entdeckte Geschichten, Klänge und Begegnungen, die den Geist von WACKEN ausmachen – wild, vielfältig und unvergesslich.
Der Dienstag, 29. Juli 2025, war für viele Besucher der erste volle Festivaltag auf dem WACKEN OPEN AIR – und auch für unser Team der Moment, endlich selbst in die Atmosphäre einzutauchen. Die Sonne zeigte sich gnädig, der Boden war noch halbwegs trocken, und die Energie auf dem „Holy Ground“ war spürbar. Wir entschieden uns, die Bühnen systematisch abzuklappern und Eindrücke zu sammeln – ergänzt durch Stimmen von Besuchern und Kollegen aus der Presse. Auf der WELCOME TO THE JUNGLE STAGE begann der Tag mit einem ungewöhnlichen Programmpunkt: METAL WORKOUTS. Der gleichnamige YouTube-Kanal, bekannt für Trainingsvideos im Metal-Stil, war mit den Coaches Kathi und Andi vor Ort. Die beiden führten eine Gruppe sportbegeisterter Metalheads durch ein schweißtreibendes Workout – begleitet von Blastbeats und Growls. Leider nur am Dienstag und Mittwoch im Programm, aber definitiv ein Highlight für alle, die auch körperlich in den Festivalmodus kommen wollten. Später am Abend wurde es düster: SKYND, das australische Industrial-Projekt rund um die gleichnamige Sängerin, präsentierte ein verstörend intensives Set. Jeder Song basiert auf realen Kriminalfällen – von Serienmördern wie Richard Ramirez und Armin Meiwes bis zu tragischen Ereignissen wie Columbine. Die Performance war minimalistisch inszeniert, aber emotional aufgeladen.
Besonders eindrucksvoll war die visuelle Umsetzung von „Tyler Hadley“, einem Song über einen Teenager, der seine Eltern ermordete – ein Beispiel für SKYNDs Fähigkeit, musikalisch wie visuell tief unter die Haut zu gehen. Direkt im Anschluss sorgten ALIEN ROCKIN’ EXPLOSION für einen Stimmungswechsel. Die spanische Band, bekannt als Hausband von MASCHINE’S LATE NIGHT SHOW, ist längst Kult auf dem WACKEN OPEN AIR. Mit spacigem Glam-Rock, Sci-Fi-Kostümen und einer gehörigen Portion Selbstironie brachten sie die Bühne zum Leuchten. Ihr Auftritt war wie immer ein Mix aus Musik, Performance und intergalaktischem Humor – ein willkommener Kontrast zur vorherigen Dunkelheit. In der WASTELAND AREA wurde es ab dem Nachmittag wieder laut und intensiv. Neben den täglichen Motorshows und Cagefights trat erstmals die junge Band GIVE ME RAIN auf. Die Post-Hardcore-Formation aus Bremen und dem Landkreis Diepholz existiert erst seit April 2025 und feierte in WACKEN ihre Live-Premiere. Mit Songs wie „Crystallized“, „Only Excuses“ und einem Cover von Architects zeigten sie, dass sie trotz kurzer Bandgeschichte bereits eine klare musikalische Handschrift besitzen.
Ihr Sound ist modern, emotional und energetisch – ein Geheimtipp für Fans von Normandie, Holding Absence oder Dayseeker. Zur LGH CLUBSTAGE haben wir es an diesem Tag leider nicht geschafft, doch Kollegen berichteten von zwei bemerkenswerten Auftritten: EXTINCT aus Rendsburg überzeugten mit Thrash-Metal, der durch moderne Groove- und Hardcore-Elemente angereichert war. Songs wie „Slaughter in the Trenches“ und „Overkill Capacity“ sorgten für ordentlich Bewegung im Publikum. Ebenfalls stark: THE NARRATOR aus Essen, die mit ihrer Mischung aus Hardcore und Metalcore einen intensiven, ehrlichen Auftritt hinlegten – laut, direkt und ohne Schnörkel. Der Dienstag auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 war insgesamt härter und kantiger als der Montag. Besonders die WASTELAND AREA und die LGH CLUBSTAGE zeigten, wie viel Potenzial in jungen und weniger bekannten Bands steckt. Wer sich abseits der großen Bühnen bewegte, wurde mit musikalischer Vielfalt und echten Entdeckungen belohnt. Ein Tag, der bewies: WACKEN lebt nicht nur von Headlinern, sondern auch von der Tiefe seines Line-ups.
Foto Credit @WOA FESTIVAL GMBH