W:O:A 2025 - Dreckig, laut, unvergesslich

[Samstag 02.08.2025]



Der Samstag auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 war ein Triumph der Extreme – ein Tag, der auf der FASTER STAGE, der HARDER STAGE und der W:E:T STAGE musikalische Vielfalt, emotionale Tiefe und stilistische Grenzüberschreitungen zelebrierte. Auf der FASTER STAGE eröffnete TROLLFEST den Tag mit einem anarchischen Spektakel aus pinken Flamingos, Piña Coladas und Balkan-Metal. Ihr „Flamingo Overlord“-Konzept verwandelte den Frühschoppen in ein absurdes Theater aus Konfetti, Tierkostümen und überdimensionalen Flamingos. Songs wie „Dance Like a Pink Flamingo“ und „Kaptein Kaos“ sorgten für kollektives Staunen und ausgelassene Begeisterung. Am frühen Abend übernahmen AUGUST BURNS RED das Kommando. Die US-Metalcore-Veteranen lieferten ein intensives Set mit Klassikern wie „Composure“ und „White Washed“ sowie neueren Tracks wie „Exhumed“ und „Ghosts“. Ihr Cover von „Chop Suey!“ wurde frenetisch gefeiert – ein kollektiver Ausbruch, der das Infield erbeben ließ. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde es progressiv: MASTODON feierten ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Set voller Tiefe und Dynamik. Songs wie „Blood and Thunder“, „Steambreather“ und „Crystal Skull“ wurden hypnotisch inszeniert, das BLACK SABBATH-Cover „Supernaut“ setzte einen nostalgischen Akzent. WITHIN TEMPTATION verwandelten die Bühne in ein sinfonisches Theater. Neue Songs wie „Bleed Out“ und „Wireless“ trafen auf Klassiker wie „Ice Queen“ und „Mother Earth“. Besonders emotional: „Shed My Skin“ gemeinsam mit ANNISOKAY – ein Moment, der Symphonic Metal und Post-Hardcore verschmelzen ließ. 




Den krönenden Abschluss lieferte MACHINE HEAD mit einem wütenden Ritt durch ihre Bandgeschichte. Von „Ten Ton Hammer“ über „Locust“ bis „Davidian“ und „Halo“ wurde das Infield in ein brodelndes Meer aus Moshpits und Feuerfontänen verwandelt. ROBB FLYNN zeigte sich charismatisch wie eh und je – ein Finale, das in Erinnerung bleibt. Auf der HARDER STAGE eröffnete WARKINGS mit epischem Power Metal. Hymnen wie „We Are Warkings“, „Armageddon“ und „Spartacus“ entführten das Publikum in eine Welt aus Schlachten und Mythen. Der Gastauftritt von DR. DEAD bei „Hangman's Night“ und das „Top Gun“-Snippet bei „Gladiator“ sorgten für lautstarke Begeisterung. FLOOR JANSEN trat erstmals solo in WACKEN auf. Mit Songs wie „Wolf and Dog“, „Noise“ und „Amaranth“ zeigte sie ihre stimmliche Bandbreite. „Shed My Skin“ mit ANNISOKAY war auch hier ein emotionaler Höhepunkt. Ihre elegante Lichtregie und Bühnenpräsenz machten die Show zu einem visuellen Erlebnis. W.A.S.P. brachten die rohe Energie der 80er zurück. Im Rahmen ihrer „Album One Alive“-Tour wurde das Debütalbum in voller Länge gespielt. Klassiker wie „I Wanna Be Somebody“ und „Sleeping (in the Fire)“ wurden mit ungebrochener Wucht präsentiert – laut, provokant und nostalgisch. GOJIRA setzten den Schlusspunkt mit einem akustischen Erdbeben. 




Songs wie „Flying Whales“, „Silvera“ und „Amazonia“ verbanden technische Raffinesse mit ökologischer Botschaft. Besonders eindrucksvoll: „Mea culpa (Ah! Ça ira!)“ mit Opernsängerin MARINA VIOTTI – ein dramatischer Höhepunkt. Die W:E:T STAGE zelebrierte die rohe Energie des Undergrounds. NIGHT DEMON feierten das zehnjährige Jubiläum ihres Debütalbums Curse of the Damned mit einem vollständigen Durchlauf. Songs wie „Night Demon“ und „Screams in the Night“ wurden ekstatisch gefeiert – ein Statement für klassischen Heavy Metal. HELMET lieferten eine kompromisslose Tour de Force durch ihr Schaffen. Klassiker wie „Milquetoast“, „Ironhead“ und „Unsung“ trafen auf das BLACK SABBATH-Cover „Symptom of the Universe“ und „Just Another Victim“ – ein hypnotischer Groove, der das Publikum in seinen Bann zog. Der Samstag auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 war ein Festival im Festival – von pinken Flamingos bis zu apokalyptischen Hymnen, von Glam bis Groove, von Ritual bis Rebellion. Ein Tag, der zeigte, wie grenzenlos Metal sein kann. Der letzte Festivaltag auf der W:E:T Stage beim WACKEN OPEN AIR 2025 wurde von EXHORDER dominiert, jenen Thrash-Groove-Veteranen aus New Orleans, die seit ihrer Reunion wieder regelmäßig auf europäischen Bühnen zu sehen sind. Ihr Auftritt in Wacken war Teil einer ausgedehnten Europa-Tour, die sie unter anderem nach Stuttgart, Bochum und München führte. 




Mit Klassikern wie „Slaughter in the Vatican“ und „Desecrator“ verwandelten sie die Bühne in ein pulsierendes Inferno aus Riffs und Rhythmus. Die Band, die oft als stilistischer Vorläufer von PANTERA gehandelt wird, zeigte sich in absoluter Bestform: aggressiv, präzise und mit einer Energie, die das Publikum förmlich überrollte. Frontmann Kyle Thomas brillierte mit einer Stimme, die nichts von ihrer Wucht verloren hat, während die Gitarren wie Rasierklingen durch die feuchte Abendluft schnitten. Für viele war dieser Auftritt ein ungeschliffenes Highlight – roh, ehrlich und kompromisslos. Ein würdiger Abschluss für einen Festivaltag, der die stilistische Bandbreite harter Musik eindrucksvoll unter Beweis stellte. Die HEADBANGERS STAGE am Samstag war ein wilder Ritt durch die Extreme – ein Tag, der Haltung, Härte und Herzblut in den Vordergrund stellte. Den Auftakt machte VULVARINE aus Wien, deren feministische Rockrevolte mit dem neuen Album Fast Lane ein klares Zeichen setzte. Ihr Auftritt um 12:00 Uhr wurde live von MAGENTA MUSIK übertragen und war Teil der gleichnamigen Tour. Mit Songs wie „Equal, Not the Same“ und „The Drugs, the Love and the Pain“ bewies die Band, dass Rock auch 2025 noch politisch und persönlich sein kann. Ihr augenzwinkerndes Cover von „Cheri Cheri Lady“ sorgte für kollektives Mitsingen und pendelte zwischen Ironie und Nostalgie. 




Die Performance war tight, selbstbewusst und elektrisierend – ein Auftakt, der hängen blieb. Am Nachmittag übernahmen NASTY das Kommando. Die belgischen Beatdown-Hardcore-Veteranen, seit 2004 für kompromisslose Härte bekannt, verwandelten die Festivalwiese in ein brodelndes Pit. Mit Tracks aus Heartbreak Criminals und Klassikern wie „Shokka“ und „Declaring War“ zelebrierte die Band Hardcore als kollektive Befreiung – roh, direkt und ohne Kompromisse. Ihre klare Haltung gegen Ausgrenzung wurde vom Publikum mit enthusiastischer Zustimmung quittiert. Am frühen Abend wurde es okkult: MIDNIGHT aus Cleveland präsentierten ihre „Complete and Total Hell Show“, ein Set, das wie ein Inferno aus sleazigem Punk, Speed Metal und satanischer Attitüde wirkte. Mastermind Athenar führte durch eine explosive Auswahl ihrer härtesten Tracks, darunter „Black Rock'n'Roll“, „I Am Violator“ und „...on the Wings of Satan“. Die Show war laut, ungezähmt und ein echtes Kulttreffen für Fans des Undergrounds – keine Musik, sondern ein Ritual der Grenzüberschreitung. Mit Einbruch der Dunkelheit übernahm SOEN die Bühne. Die schwedischen Meister des melancholischen Progressive Metal boten einen emotionalen Kontrast zum vorherigen Abriss. Ihr Set war atmosphärisch, introspektiv und musikalisch anspruchsvoll. 




Mit Songs aus dem gefeierten Album Memorial sowie Klassikern wie „Lotus“ und „Martyrs“ entführten sie das Publikum in eine Welt aus Schmerz, Hoffnung und Schönheit. Die Band zeigte sich technisch brillant und emotional tiefgründig – ein Moment der Ruhe im Sturm. Den Abschluss bildeten DIE APOKALYPTISCHEN REITER, die mit ihrem Jubiläumsjahr „30 Jahre Reitermania“ ein besonderes Kapitel aufschlugen. Ihr Auftritt war eine Reise durch drei Jahrzehnte Bandgeschichte – von „Volle Kraft“ über „Der Weg“ bis hin zu „Die Sonne scheint“. Die Band präsentierte sich spielfreudig, publikumsnah und mit einer klaren Botschaft: Musik als Manifest der Freiheit. Besonders gefeiert wurden „Boten“ und „Friede sei mit dir“, die das Publikum in kollektive Ekstase versetzten. Für viele war dieser Auftritt ein emotionaler Höhepunkt – eine Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die WACKINGER STAGE am Samstag war ein Fest der Vielfalt – von Folk-Metal über Symphonic Extreme bis hin zu emotionalem Kammercore. HARPYIE eröffneten den Tag mit einem energiegeladenen Set, das ihre Mischung aus Folk, Metal und elektronischen Elementen eindrucksvoll zur Geltung brachte. Mit Songs aus dem aktuellen Album Blutbann und deutschsprachigen Texten, inspiriert von Mythologie und Geschichte, trafen sie den Nerv des Publikums – verspielt und kraftvoll zugleich. 




SEVEN SPIRES aus Boston brachten internationale Klasse ins Spiel. Die Band um Sängerin Adrienne Cowan überzeugte mit einer genreübergreifenden Mischung aus Symphonic Metal, Extreme Metal und Prog. Ihr Set war eine epische Reise durch das Album Gods of Debauchery, mit Highlights wie „Wanderer's Prayer“ und „Shadow on an Endless Sea“. Cowans stimmliche Bandbreite – von opernhaft bis guttural – machte diesen Auftritt zu einem der anspruchsvollsten des Tages. SUIDAKRA, die deutschen Celtic-Metal-Veteranen, mussten ihr Set leider aufgrund technischer Probleme verkürzen. Dennoch lieferten sie mit Songs wie „Stone of the Seven Suns“ und „March of Conquest“ ein kraftvolles Statement ab. Seit den 90ern aktiv, bleibt die Band ein fester Bestandteil der Wackinger-Tradition. Trotz der Ausfälle war die Stimmung im Publikum positiv – ein Beweis für die Loyalität der Fans. MÅNEGARM aus Schweden brachten nordische Härte und Folklore auf die Bühne. Die Viking-Metal-Band, seit 1995 aktiv, enttäuschte auch dieses Jahr nicht. Mit Geigen, Growls und hymnischen Refrains entführten sie das Publikum in die Welt der nordischen Sagas – musikalisch und atmosphärisch überzeugend. 




LETZTE INSTANZ bildeten den emotionalen Abschluss. Die Dresdner Band, 2025 auf Abschiedstour, spielte ein Best-of-Set mit Klassikern wie „Für immer und ewig“, „Wir sind eins“ und „Wir stehen hier“. Die Mischung aus Rock, Streicherarrangements und tiefgründigen Texten sorgte für Gänsehaut. Für viele Fans war dieser Auftritt ein Abschied mit Würde – laut, berührend und voller Dankbarkeit. Der letzte Festivaltag auf der WASTELAND STAGE war ein düsterer, kompromissloser Abschluss – ein Tribut an die Extreme des Black und Death Metal. NYKTOPHOBIA aus Nordrhein-Westfalen eröffneten den Tag mit einem Set, das sich wie ein Sturm aus Melancholie und Raserei anfühlte. Mit Songs aus What Lasts Forever und dem hymnischen „Flight of the Phoenix“ trafen sie den Nerv der Frühaufsteher auf dem Holy Ground. NON EST DEO, das Berliner Black-Metal-Projekt rund um Nerrath, setzte am Nachmittag ein klares Statement: kompromisslos, provokant und tief in der Philosophie des Antitheismus verwurzelt. Mit einem Set zwischen nihilistischer Wut und atmosphärischer Dichte, getragen von gesellschaftskritischen und existenzialistischen Texten, wurde dieser Auftritt für viele zum intensiven Erlebnis – musikalisch wie intellektuell.


Foto Credit @WOA FESTIVAL GMBH


03.08.2025 veröffentlicht von: Thomas M. © Metal-Division Magazine

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