W:O:A 2025 - Riffs, Regen, Rebellion
[Mittwoch 30.07.2025]
Der Mittwoch beim WACKEN OPEN AIR 2025 begann mit einem Ritual, das für viele Metalheads den wahren Festivalstart markiert: Um Punkt 15:30 Uhr öffnete sich das Infield – jener legendäre Bereich vor den Hauptbühnen FASTER und HARDER, der für vier Tage zum Zentrum der internationalen Metalwelt wird. Festivalgründer Holger Hübner begrüßte die Menge mit einem „Moin Metalheads!“ und einem ironischen Seitenhieb auf das berüchtigte „Original-Wacken-Wetter“, das sich mit über 33 Litern Regen pro Quadratmeter bereits am ersten Tag eindrucksvoll zurückmeldete. Musikalisch ging es direkt zur Sache: Die italienischen Dwarf-Metal-Krieger WIND ROSE eröffneten die FASTER STAGE mit einer epischen Mischung aus Power Metal, Fantasy und Zwergenenergie. Songs wie „Drunken Dwarves“ und „Mine Mine Mine!“ ließen das Publikum trotz nasser Kleidung jubeln. Der erste große Moment kam mit „Diggy Diggy Hole“, bei dem ALEA von SALTATIO MORTIS als Special Guest die Bühne betrat und für einen mitreißenden Auftakt sorgte. Im Anschluss übernahmen die finnischen Cellovirtuosen von APOCALYPTICA das Ruder – mit einem reinen METALLICA-Set, das durch den Gastauftritt von TINA GUO bei „Seek & Destroy“ veredelt wurde. Klassiker wie „Ride the Lightning“, „Creeping Death“ und „One“ wurden mit symphonischer Wucht neu interpretiert und sorgten für Gänsehaut. BEYOND THE BLACK präsentierten das Live-Debüt ihres Songs „Breaking the Silence“ und enthüllten dabei eine neue Bühnenkulisse, die auf das kommende Album am 9. Januar 2026 einstimmte.
Neben Songs wie „Rising High“ und „Lost in Forever“ glänzte JENNIFER HABEN in Topform. Auch hier war TINA GUO erneut als Gast dabei – diesmal bei „Free Me“. Währenddessen verschärfte sich das Wetter: Eine Unwetterwarnung wurde ausgesprochen, und die Besucher wurden aufgefordert, Schutz in ihren Fahrzeugen zu suchen. Der Headliner des Abends, SALTATIO MORTIS, feierte sein 25-jähriges Jubiläum mit einer Show, die alles bot: ALEA schwebte von der Decke, Pyros erhellten den Himmel, und ein Gummidrachenboot fuhr über die Menge. Neben eigenen Songs wie „Finsterwacht“, „Gardyloo“ und „Große Träume“ gab es Coverversionen von ELECTRIC CALLBOY („Hypa Hypa“) und FINCH („Keine Regeln“). Die Liste der Gäste war lang: TINA GUO mit „Feuer & Erz“, GAVIN DUNNE von MIRACLE OF SOUND mit „Valhalla Calling“, TABERNIS mit „Heimdall“ und DEINE COUSINE mit „Für immer jung“. Eine Jubiläumsshow, die keine Wünsche offen ließ. Auf der LOUDER STAGE startete DOGMA bereits um 12:00 Uhr. Trotz anfänglicher Soundprobleme – zu laute Gitarre, kaum hörbarer Gesang – überzeugte die Band mit ihrem kompletten Debütalbum, einem MADONNA-Cover („Like a Prayer“) und einer Hommage an OZZY OSBOURNE, BLACK SABBATH, PANTERA, MEGADETH und andere Legenden.
ENEMY INSIDE, seit ihrem Debüt 2023 auf dem Radar, spielten nun auf einer der Mainstages. Mit dem Titeltrack ihres neuen Albums „Venom“ eröffneten sie ihr Set. Besonders hervorzuheben: „Innocent“, ein Song, der cineastische Klangwelten mit düsteren Gitarren und emotionalem Gesang von NASTASSJA GIULIA vereint. LITA FORD brachte Rockgeschichte auf die Bühne. Neben „Kiss Me Deadly“ und „Can’t Catch Me“ mit Drumsolo spielte sie „Close My Eyes Forever“ – eine Hommage an OZZY OSBOURNE. Ihre Setlist enthielt vier Coverversionen, darunter ELTON JOHN („The Bitch is Back“), SEX PISTOLS („Black Leather“) und ALICE COOPER („Only Women Bleed“). „Cherry Bomb“ war ebenfalls dabei – ein Song aus ihrer Zeit bei THE RUNAWAYS. Die japanische Band HANABIE. lieferte ein farbenfrohes, energiegeladenes Set, das zu den visuell und musikalisch eindrucksvollsten Momenten des Tages zählte. Ihr Mix aus Metalcore, J-Pop, Rap und Kawaii-Ästhetik brachte eine ganz eigene Klangwelt auf die Bühne. Mit „Oishii Survivor“ wurde ein Song erstmals in Europa gespielt – dazu gab es Süßigkeiten für das Publikum. Ein besonderes Highlight war das Projekt „Living the Dream – Together“ von TARJA TURUNEN und MARKO HIETALA.
Die ehemaligen NIGHTWISH-Mitglieder präsentierten Songs wie „Tears in Rain“, „Dark Star“, „Wishmaster“ und „Wish I Had an Angel“. Auch ein Cover von Andrew Lloyd Webbers „Phantom of the Opera“ wurde gespielt – ein Moment voller Nostalgie und symphonischer Wucht. DEINE COUSINE begeisterte mit Punk-Attitüde, rotzigem Rock und klarer Haltung. Neben dem RIO REISER-Klassiker „Königin von Deutschland“ gab es gleich zwei OZZY-Songs: „Crazy Train“ – laut Veranstalter der meistgespielte Song des Festivals – und „Dreamer“. Auch auf der W:E:T STAGE und der HEADBANGERS STAGE war ab dem Vormittag ordentlich Betrieb. Um 10:30 Uhr öffneten sich die Tore, und KILLOTINE aus Kanada – Gewinner des METAL BATTLE – spielten um 11:25 Uhr ihr erstes WACKEN-Set. Laut, roh und voller Energie – die Moshpits starteten früh, und die Headbanger-Zone war bereits zur Mittagszeit in Bewegung. Ein verdienter Platz für eine Band, die sich gegen starke Konkurrenz durchgesetzt hat. Trotz des Wetters war die Stimmung ausgelassen. Bei 85.000 Besuchern war zu jeder Uhrzeit an jeder Bühne etwas los – ein Beweis für die unerschütterliche Leidenschaft der Metal-Gemeinschaft. Der Mittwoch beim WACKEN OPEN AIR 2025 war ein Fest der Vielfalt, der Überraschungen und der musikalischen Intensität – ganz im Sinne des Mottos: Rain or Shine.
Der Mittwoch auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 setzte seine musikalische Reise auf der HEADBANGERS STAGE, der W:E:T STAGE und der WACKINGER STAGE fort – und bewies eindrucksvoll, wie vielfältig und global die Metal-Szene heute aufgestellt ist. Ab 12:15 Uhr eröffnete HELLMIDIAN aus Oaxaca ihren Slot mit einer kompromisslosen Thrash-Metal-Performance. Als Teilnehmer des METAL BATTLE MEXIKO zeigten sie mit Songs wie „Alien Big Cats“, „Savage“ und „Raider“, dass mexikanischer Metal nicht nur laut, sondern auch leidenschaftlich ist. Die Resonanz im Publikum sprach für sich – ein energiegeladener Auftakt, der die HEADBANGERS STAGE zum Kochen brachte. Später am Nachmittag, um 17:05 Uhr, betraten NECROSIN aus Bahrain die Bühne. Ihr brutaler Death Metal mit orientalischen Einflüssen war nicht nur musikalisch eindrucksvoll, sondern auch kulturell bedeutsam. Als Vertreter des METAL BATTLE MIDDLE EAST brachten sie eine Klangwelt nach Wacken, die selten zu hören ist – roh, intensiv und mit starker Bühnenpräsenz. NUMENTO aus Finnland präsentierten eine Mischung aus Progressive und Melodic Death Metal, angereichert mit folkloristischen Elementen. Ihre Performance war atmosphärisch dicht und sorgte für Gänsehaut – ein Beweis dafür, wie tief nordische Klangtraditionen im Metal verwurzelt sind. Die Modern-Metal-Band FROM FALL TO SPRING aus Neunkirchen überzeugte mit einem mitreißenden Set.
Songs wie „Take the Pain Away“, „Draw the Line“ und „Come Alive“ zeigten, dass moderner Metal auch emotional und hymnisch sein kann – eine Band, die sich ihren Platz auf den großen Bühnen redlich verdient hat. Den Abschluss des Tages auf der HEADBANGERS STAGE bildete NESTOR mit ihrem Glam-Rock-Sound aus den 80ern. Um 21:30 Uhr begann ihre „In the Name of Rock 'n' Roll“-Show, bei der Songs wie „On the Run“, „Caroline“ und „Signed in Blood“ nicht fehlen durften. Mit einem speziellen WACKEN-Intro und Cheerleadern bei „Victorious“ und „1989“ wurde die Bühne zur Zeitmaschine – zurück in eine Ära voller Glanz und Gitarrensoli. Die W:E:T STAGE setzte den internationalen Reigen fort. Besonders herausragend: THEOPHOBOS aus Guatemala. Als Gewinner des METAL BATTLE CENTRAL AMERICA brachten sie düsteren, okkulten Blackened Death Metal nach Schleswig-Holstein – ein historischer Moment, denn nie zuvor stand eine Band aus Guatemala auf einer WACKEN-Bühne. PRIMAL INSTINCT, Sieger des METAL BATTLE SCHWEDEN, lieferten ein druckvolles Set zwischen melodischer Klarheit und hämmerndem Riffing. Songs wie „We Are“, „The Mask“ und „Crossroads“ zeigten technische Präzision und charismatische Bühnenpräsenz – ein Geheimtipp, der die Crowd mitriss.
Aus Argentinien reiste ELNUEVONCE an – eine Band, die Metal, Post-Hardcore und Pop-Punk zu einem mitreißenden Sound verbindet. Ihr soziales Engagement, etwa durch Benefizshows für Suppenküchen, macht sie zu einer Stimme mit Haltung. Wer ehrliche Musik sucht, sollte sie auf dem Radar behalten. RADITY aus Spanien holten den Thrash der alten Schule auf die Bühne – mit modernem Punch. Songs wie „World of Violence“, „Just Kill“, „Bringers Of Madness“ und „Bullet King“ wurden von einem pogenden Publikum gefeiert. Besonders stark: der direkte Kontakt zur Crowd und das sympathische Chaos auf der Bühne. Einen ganz besonderen Dank das sie beim Aufbau unseres Pavillons halfen. Die W:E:T STAGE war an diesem Mittwoch mehr als nur Bühne – sie war ein Statement. Metal lebt überall, klingt überall anders, aber berührt überall gleich. Wer in Gummistiefeln im Schlamm stand, hat nicht nur Konzerte gesehen – sondern Geschichten erlebt.
Auf der WACKINGER STAGE stachen vier Acts besonders hervor. VOODOO KISS aus dem Ostalbkreis lieferten Heavy Metal in Reinform – roh, direkt und mit Haltung.
Sängerin STEFFI STUBER, bekannt von MISSION IN BLACK, brillierte mit kraftvoller Stimme. Mit Tracks wie „On Wings of Serpent Dreams“ zeigten sie, dass klassischer Metal alles andere als verstaubt ist. SAINT CITY ORCHESTRA aus der Schweiz verwandelten die Bühne in eine feiernde Meute. Folk-Punk, Mitsing-Hymnen und charismatische Präsenz machten ihre Show zum Farbtupfer im grauen Himmel. Seit dem PADDY ROCK FESTIVAL 2024 sind wir Fans – und wurden nicht enttäuscht. Spätabends wurde es düster: SKYND, das True-Crime-Duo, inszenierte eine verstörende Klangwelt aus Industrial, visueller Ästhetik und psychologischer Tiefe. Ihre Performance war kein Konzert – sie war ein Ereignis, das unter die Haut ging. Zwischen Schock und Faszination war das Publikum gebannt. Der Mittwoch auf den Nebenbühnen des WACKEN OPEN AIR 2025 war ein globaler Streifzug durch die Metal-Landschaft – mit viel Herzblut, stilistischer Vielfalt und internationalen Talenten. Ein Tag, der zeigte: Metal ist mehr als Musik. Es ist eine Bewegung. Ein Gefühl. Eine Familie.
Der Mittwoch auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 setzte seine epische Reise fort – diesmal mit einem Fokus auf die WASTELAND STAGE, die LGH CLUBSTAGE und den WACKINGER KAMPFPLATZ. Was sich dort abspielte, war mehr als nur Musik: Es war ein multimediales Ritual aus Klang, Feuer, Geschichte und Haltung. Mit dem Auftritt von TABERNIS begann der Abend auf mystische Weise. Kein grelles Licht, keine pompösen Einleitungen – stattdessen flirrende Flügelgeräusche, rauchige Dunkelheit und eine Klangwelt aus Dudelsack, Drehleier und flüsternden Vocals. Das Imkerduo entführte das Publikum in eine Zwischenwelt aus Mittelaltermarkt und okkultem Ritual. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass sie später als Gäste bei SALTATIO MORTIS auftreten würden – ein dramaturgischer Bogen, der sich erst später schließen sollte. Die WASTELAND STAGE war ein brodelnder Hexenkessel aus Endzeitstimmung, metallischer Wucht und feuriger Performancekunst. TORTURE SQUAD aus Brasilien lieferten ein kompromissloses Death-Thrash-Inferno, das die Bühne erbeben ließ. Ihre messerscharfen Riffs und aggressive Präsenz machten klar: Hier wird nicht diskutiert, hier wird zerstört. TORMENT, die deutschen Thrash-Veteranen, feierten ihr 40-jähriges Jubiläum mit einem Set, das Vergangenheit und Gegenwart vereinte – eine Hommage an vier Jahrzehnte Metal-Wahnsinn. 3 INCHES OF BLOOD sorgten für ein Comeback-Feuerwerk, bei dem „Deadly Sinners“ frenetisch gefeiert wurde – ein Moment, der sich ins kollektive Gedächtnis brannte.
Den Abschluss bildete das SIR HENRY HOT MEMORIAL, eine spektakuläre Feuershow, die das Tagesprogramm visuell und emotional krönte. Der Namenszusatz „Memorial“ erinnert an den legendären Feuerkünstler Sir Henry Hot, dessen Team seit seinem Tod 2021 sein Werk in seinem Andenken fortführt. Nicht alles konnte gesehen werden – METAL CHURCH blieb außen vor, und auch WELCOME TO THE JUNGLE wurde am Mittwoch stark vernachlässigt. Dafür hätten HIGH DESERT QUEEN und GODZILLA IN THE KITCHEN laut Festivalprogramm zu den Must-Sees gehört. Abseits der Musik sorgten das METAL WORKOUT, der Vortrag von ESA-Astronaut ALEXANDER GERST, die Lesung von PEAVY WAGNER aus seinem Buch „Soundchaser“ und MASCHINE’S LATE NIGHT SHOW für intellektuelle und unterhaltsame Impulse. Auf der LGH CLUBSTAGE feierten RANDOM aus Wuppertal nach über 40 Jahren Bandgeschichte ihre WACKEN-Premiere. Mit Szene-Urgestein FRED OTTO, LEMMY LEE, MR. JO, ENRICO PALAZZO und ANGI SCHILIRÓ an der Sologitarre war das Line-up gespickt mit Legenden. Die Show war laut, wild und voller Selbstironie – inklusive einer Performance mit Erotikmodel MIA MAY, die beim Song „Believe In Yourself“ für visuelle Verstärkung sorgte. Für RANDOM war der Auftritt mehr als ein Gig – es war ein Ritterschlag: „WACKEN ist kein Festival – es ist eine Zeremonie“, so Frontmann Palazzo. CHARLES THE GOAT aus Kiel brachte ihren selbsternannten „Goat Stable Punk“ auf die Bühne – eine Mischung aus Hardcore, Reggae und anarchischem Humor.
Zwischen Ziegenstall-Ästhetik und rotziger Attitüde lieferten sie ein schrilles Kontrastprogramm, das die CLUBSTAGE zum Beben brachte. Abseits der Bühnen entfaltete sich das Festivalleben in der WACKINGER AREA. Der WACKINGER KAMPFPLATZ war kein Nebenschauplatz, sondern ein Paralleluniversum aus Kettenhemden, Klanggewittern und mittelalterlicher Magie. Tagsüber zogen Rittergruppen wie der „Haufen von Lydwas“ über das Gelände, BRUCHENBALL-Teams kämpften um Ruhm und Ehre, und der Schwertkampfverein SSK präsentierte choreografierte Showduelle. Die Heerlager boten Einblicke in mittelalterliche Lebensweisen und Handwerkskunst – echtes Festival-Fernweh inklusive. Wenn die Sonne über WACKEN unterging, verwandelte sich der Kampfplatz in ein funkelndes Spektakel aus Flammen, Musik und Fantasie. Feuervarieté-Künstler ließen das Publikum staunen, während Drachenfiguren und Walkacts zwischen Taverne und Zelt ihre Runden zogen. Künstler wie VAN TASTIK, ANGRY ZETA und NIKKIJARA, die Teufelsgeigerin, sorgten für die passende Klanguntermalung – mal träumerisch, mal furios, aber stets mit Seele. Der WACKINGER KAMPFPLATZ ist mehr als Kulisse – er ist gelebte Festivalkultur. Hier mischen sich Metalheads mit Mittelalterfans, Met fließt in Strömen, und die Stimmung schwankt zwischen ausgelassen und ehrfürchtig. Wer diesen Ort meidet, verpasst einen der magischsten Momente des WACKEN OPEN AIR.
Foto Credit @WOA FESTIVAL GMBH