W:O:A 2025 - Von Null auf Headbang
[Donnerstag 31.07.2025]
Der Donnerstag, 31. Juli 2025, auf dem WACKEN OPEN AIR war ein Tag der Extreme – musikalisch, atmosphärisch und emotional. Während sich das Gelände weiterhin unter dem berüchtigten „Original-Wacken-Wetter“ in ein Schlammfeld verwandelte, zeigten sich die Metalheads unbeeindruckt und feierten weiter – mit Gummistiefeln, Chip-Armbändern und einer gehörigen Portion Festivalhunger. Wer sich am Mittwoch noch nicht mit Official Merch oder wetterfester Ausrüstung eingedeckt hatte, musste sich beeilen: Gummistiefel waren heiß begehrt und schnell vergriffen. Das Cashless-Verfahren mit dem Chip am Festivalbändchen erwies sich als effizient – ob beim Bierstand oder beim Spenden an die WACKEN STIFTUNG. Bei über 100 Food-Ständen und 300 Non-Food-Angeboten war für jeden Geschmack etwas dabei. Die Preise? Diskussionswürdig, aber im Vergleich zu anderen Großveranstaltungen durchaus im Rahmen. Musikalisch begann der Tag auf der FASTER STAGE mit einer Überraschung: BAP. Die Kölner Rockinstitution um WOLFGANG NIEDECKEN bewies, dass Kölschrock auch auf dem Holy Ground funktioniert. Songs wie „Kristallnaach“, „Frau, ich freu mich“ und „Verdamp lang her“ wurden von der Menge gefeiert – ein Beweis dafür, dass musikalische Vielfalt auch in WACKEN ihren Platz hat.
MICHAEL SCHENKER ließ mit Klassikern aus seiner UFO-Ära die Gitarren sprechen. Unterstützt von MICHAEL VOSS und einem Gastauftritt von SLASH bei „Mother Mary“ wurde die Bühne zum Treffpunkt der Gitarrenlegenden. Der neue Song „Don’t Sell Your Soul“ gab einen Vorgeschmack auf das kommende Album – ein Live-Debüt, das neugierig machte. Auf der HARDER STAGE eröffnete SKYLINE den Tag, bevor GRAVE DIGGER ihr 45-jähriges Jubiläum zelebrierten. Mit Songs wie „Twilight of the Gods“, „The Grave Dancer“ und „Excalibur“ wurde die Bandgeschichte musikalisch nachgezeichnet. Der Auftritt von UWE LULIS und JAMIRO BOLTENDAHL bei „Rebellion“ verband Vergangenheit und Zukunft – ein Moment voller Pathos und familiärer Magie.
Dann kam der große Moment: GUNS N’ ROSES betraten erstmals die Bühne des WACKEN OPEN AIR – und schrieben Geschichte. Mit einem dreieinhalbstündigen Set und 31 Songs stellten sie den Rekord für den längsten Auftritt des Festivals auf. Klassiker wie „Welcome to the Jungle“, „Sweet Child o’ Mine“ und „November Rain“ wurden ebenso gespielt wie seltene Perlen und neue Tracks. Besonders emotional: Die Hommage an OZZY OSBOURNE mit den BLACK SABBATH-Covern „Never Say Die“ und „Sabbath Bloody Sabbath“. Trotz technischer Probleme und gemischter Stimmenlage von AXL ROSE bleibt dieser Auftritt als monumentales Kapitel in der WACKEN-Historie bestehen. Die LOUDER STAGE war ein Triumphzug für experimentelle Klänge.
PRONG eröffneten mit Crossover-Klassikern und neuen Songs, UGLY KID JOE brachten mit „Everything About You“ und „Ace of Spades“ Humor und Härte zusammen. CLAWFINGER lieferten politischen Punch mit „Warfair“ und „Recipe for Hate“, während STATIC-X mit ihrer „Machines Vs Monsters“-Show das Infield in ein futuristisches Moshpit verwandelten. Den Abschluss bildete MINISTRY mit einem infernalischen Set – kompromisslos, laut und politisch. Der Donnerstag war ein Tag, der zeigte, wie weit das Spektrum des WACKEN OPEN AIR reicht: von Kölschrock bis Industrial, von Nostalgie bis Zukunft, von Schlamm bis Sternenstaub. Und das alles unter dem Motto: Rain or Shine. Der Donnerstag auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 war ein Fest der Extreme – musikalisch, kulturell und atmosphärisch. Während sich das Gelände weiterhin unter dem Einfluss des berüchtigten Wacken-Wetters präsentierte, entfaltete sich auf den Nebenbühnen ein Programm, das die internationale Vielfalt und stilistische Bandbreite des Festivals eindrucksvoll unter Beweis stellte. Auf der HEADBANGERS STAGE standen die METAL BATTLE-Finalisten im Mittelpunkt. DANEFAE aus Dänemark eröffneten den Tag mit einem atmosphärischen Set zwischen Doom und Post-Metal. Songs wie „Blind“ vom aktuellen Album Trøst tauchten das Zelt in melancholische Klanglandschaften – ein ruhiger, aber intensiver Auftakt.
HELLBØUND aus Bulgarien, Drittplatzierte des Wettbewerbs, lieferten eine rohe Mischung aus Thrash und Groove Metal, die sowohl Jury als auch Publikum überzeugte. Mit ETERNAL POWER aus China wurde es progressiv: komplexe Songstrukturen, epische Synths und virtuoses Gitarrenspiel machten ihren Auftritt zu einem technischen und emotionalen Highlight. SVARTTJERN aus Norwegen brachten rabenschwarzen Black Metal in Reinform – corpsepaint, Blastbeats und nihilistische Energie inklusive. Den Abschluss bildeten BENEDICTION, britische Death-Metal-Royalty aus Birmingham, die mit Frontmann DAVE INGRAM eine Lehrstunde in brachialer Präzision gaben. Die W:E:T STAGE setzte den globalen Reigen fort. PANCHABHUTA aus Indien präsentierten ihren „Ancient Vedic Metal“ – eine Fusion aus Sanskrit-Gesang, klassischen Instrumenten und modernem Metal, inspiriert von Mahabharata-Epen. Für viele war dies der spirituellste Moment des Tages. UMBRA CONSCIENTIA aus Costa Rica zelebrierten okkulten Black Metal zwischen Chaos und Kontrolle – atmosphärisch dicht und musikalisch kompromisslos. MACABRE aus Chicago feierten ihr 40-jähriges Jubiläum mit „Murder Metal“ – grotesker Humor, schrille Bühnenpräsenz und Songs über Serienmörder wie „Zodiac“ und „Ed Gein“ machten ihren Auftritt zu einem bizarren Spektakel.
KRISIUN aus Brasilien lieferten ein Special-Set mit Klassikern aus den 90ern – technisch brillant und brutal präzise. Den Tagesabschluss bildeten 1349, die mit Songs wie „Slaves“ und „Atomic Chapel“ ein infernalisches Feuerwerk aus norwegischem Black Metal entfachten. Auf der WACKINGER STAGE zelebrierten COPPELIUS ihren Kammercore mit Klarinette, Cello und Frack – eine theatralische Show, die Klassik und Metal vereinte. RAUHBEIN aus Frankfurt brachten energiegeladenen Folkrock mit irischem Einschlag ins Wackinger Village, während MYSTOPERA mit ihrer Folk-Metal-Oper Das Lied der Steinernen Engel ein bombastisches Highlight setzten. Das All-Star-Ensemble umfasste Mitglieder von SCHANDMAUL, PRIMAL FEAR, CORVUS CORAX, HARPYIE, MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN und weiteren – ein Novum für das Festival und ein Beleg für seine musikalische Offenheit. Auf der WASTELAND STAGE war das Programm wie gewohnt rotierend und endzeitlich inszeniert. Zwar konnten wir nicht alles sehen – etwa VLAD IN TEARS, NIGHTMARE oder CYPERCORE – doch DRAMATIST überzeugten mit punkbeseelter Energie.
Im WACKINGER BEERGARDEN spielten NEURUTICS zum ersten Mal ihren Acoustic-Rock-&-Beat zwischen Punk und Virtuosität. Auf SANTA PROMILLA sorgten WHIZBOW mit irischem und schottischem Folk, Shantys und Piratenliedern für mittelalterliche Stimmung und ganz viel Individualität. Die Bühne WELCOME TO THE JUNGLE bot ein kulturelles Kontrastprogramm. DR. HOLGER SCHMENK las aus seinem Buch Auf Kohle geboren über die Kult-Formation SODOM, begleitet von einem Live-Talk mit Ex-Mitglied GRAVE VIOLATOR. SEBASTIAN FITZEK strapazierte mit Kalender Mädchen die Nerven der Zartbesaiteten. HENNING WANNER, bekannt von WHITE LION, präsentierte mit OZZYFIED nicht nur eine Hommage an den Prince of Darkness, sondern auch eigene Interpretationen von SAVATAGE-Material. Der Donnerstag auf dem WACKEN OPEN AIR 2025 war ein Tag der Kontraste – von vedischer Spiritualität bis zu morbidem Deathgrind, von Kammercore bis Black Metal, von Lesungen bis Feuershows. Ein Tag, der zeigte, wie vielschichtig und grenzenlos Metal sein kann – und warum WACKEN mehr ist als nur ein Festival. Es ist ein Universum.
Foto Credit @WOA FESTIVAL GMBH