WIR LEBEN LAUT FESTIVAL



Ein Festival auf die Beine zu stellen ist sicherlich, gerade zur heutigen Zeit, keine leichte Aufgabe. Es lief auch nicht alles rund bei dem ersten Festival von den Südtiroler Punkern UNANTASTBAR, am Ende jedoch hinterließ die Veranstaltung einen positiven Eindruck bei den Besuchern. Aber von vorne. Das Gelände in Loburg dürfte allgemein bekannt sein, da dort auch das Spirit-Festival stattfindet. Ein schöner großer Platz der von Bäumen und Büschen flankiert wird. Außerhalb große Flächen von Äckern und Wiesen, die sich als Zeltplatz und Parkplatz anbieten. Optimale Bedingungen für ein Festival, so zu sagen. Donnerstag durfte man seine Zelte aufschlagen, gerne auchmit seinem Fahrzeug daneben, was nun wirklich nicht die Regel ist, allerdings für die meisten Besucher angenehmer ist, als ein separater Parkplatz. Wir selber gastierten im Regiohotel, das ich an dieser Stelle wirklich empfehlen kann, auch wenn es gut 20 km von dem Festivalgelände entfernt lag. Freitag, pünktlich um 13.00 Uhr wurde das Festival von UNANTASTBAR persönlich mit einem Fassanstich eröffnet, natürlich als Freibier. Wir hingegen standen da noch im Stau auf der A2. HIMMELSTÜRMER hingegen durften die Veranstaltung musikalisch eröffnen. Die Niederbayern rockten ordentlich los und sorgen für gute Stimmung. Unbekannt ist das Quartett ja jetzt nicht gerade, immerhin spielten  sie letzte Jahr mit UNANTASTBAR zusammen bei deren "11 Jahre Unantastbar United" Konzert, einem familiären Exklusivkonzert zum Jubiläum des Supporters Club von UNANTASTBAR. Spielzeit eine ganze Stunde danach folgten THE APE ESCAPE um Punkt 16.00 Uhr. 





Die Magdeburger, die hier quasi Heimspiel hatten sollen, auch verdammt gut gewesen sein, wenn man den Besuchern rund um das "Wir Leben Laut" Festival glauben darf. Wir hingegen steckten immer noch im Stau. MILKING THE GOATMACHINE fielen mit ihrem Deathgrind etwas aus dem Programm. Ich mag die Musik und die Performance der Band, allerdings hatte jede Band eine Stunde Spielzeit, so auch das Trio. Klar, Songs der Marke "Ding Dong" oder "Vain Killer" gehören zum festen Bestandteil des Sets und werden immer gerne gehört, aber es gab da auch viele die der Musik nicht zugetan waren und eine Stunde Deathgrind plus eine halbe Stunde Umbau, das sind 90 Minuten in der man sich irgendwie beschäftigen muss. Am besten mit Essen. Verhungern würde man nicht auf dem "Wir Leben Laut" Festival, das war klar. Ob Pizza, Burger oder Döner - alles frisch zubereitet zu moderaten Preisen. Das erste Highlight des ersten Tages folgte mit BRDIGUNG, der letzten echten Punkrockband, die im übrigen erst im März ihr achtes Studioalbum "Wieder Hässlich" veröffentlicht hat. Am heutigen Tag ballerten der Vierer aus der Stadt Kempen am Niederrhein nicht nur Klassiker wie "Duschen unter Wolken" oder "Tanz dickes Kind" raus, sondern auch neueres vom aktuellen Album, hier sei "Brennt Den Club Ab" genannt. Ansonsten wurde auch kein Blatt vor den Mund genommen, zum Beispiel bei "Ob Du Behindert Bist", "Drogen Im Haus"  und natürlich "Mein Lied Im Radio". 





Es war schon gut was los auf dem Gelände, weniger als an dem Samstag darauf, aber beschweren konnte man sich natürlich nicht. GOITZSCHE FRONT war am Start und zerlegte fachgerecht und wie zu erwarten die Bühne. GOITZSCHE FRONT und  STAHLZEIT hatten satte 90 Minuten Spielzeit. Da wurde Song technisch jeder bedient. Von "Streichholz Und Benzin" über "Männer aus Stahl" bis zu "Pfeffi". Zum Abschluss noch das überragende "Der Osten Rockt" bei den Zugaben und alles war perfekt. Auf STAHLZEIT, den Headliner des ersten Tages hatte ich mich besonders gefreut. Irgendwo war da aber der Wurm drin, so richtig überzeugt haben sie mich an diesen Abend nicht. Es gab wie immer eine große Show mit viel Pyroeffekten und Geknalle. Die Songauswahl war auch gut getroffen, "Asche Zu Asche", "Mein Teil" bei dem der obligatorische Kessel auf die Bühne gerollt wird, "Benzin" und natürlich auch "Sonne"und das abschließende "Engel", um nur eine kleine Auswahl an Songs zu nennen. Tagsüber angenehme 20 Grad in kurzer Hose und T-Shirt, nachts dann Werte um die vier Grad. Es hat ganz schön abgekühlt, da hilft dann auch irgendwann kein Alkohol mehr, also schenken wir und die Aftershow Party, bei der Bloodhound Gang Ikone Evil Jared angekündigt war und fuhren zurück in unser Hotel, dort gibt es im Warmen einen Absacker.


RUNNING ORDER

 

Freitag

23.00 Uhr: Stahlzeit

21.00 Uhr: Goitzsche Front

19.30 Uhr: Brdigung

18.00 Uhr: Milking the Goatmachine

16.30 Uhr: The Ape Escape

15.00 Uhr: Himmelstürmer

After Show: Evil Jared

 

Samstag

23.00 Uhr: Unantastbar

21.00 Uhr: Ostfront

19.30 Uhr: Willkuer

18.00 Uhr: Ochmonecks

16.30 Uhr: Zaunpfahl

15.00 Uhr: T.B.A.

After Show DJ



Der zweite Tag beginnt entspannt beim Frühstück. Bis zur ersten Band um 15.00 Uhr ist jede Menge Zeit. Bis 16.00 Uhr auch, denn der Opening Act schien wohl kurzfristig abgesagt zu haben, genaues weiß man nicht.  Also hieß es Essen und Trinken und bisschen Merchandise kaufen. Da muss ich wirklich sagen, allgemein war die Stimmung super, auch von dem Personal her waren alle super freundlich, ob es nun am Bierstand war, die  Security am Einlass oder die Menschen an den Merch-Ständen. Na ja, fast alle, bei einem Preis von 45 Euro für einen Kapuzenpulli brauche ich mich nicht anmaulen lassen, aber gut, packen wir mal unter "Jeder hat einmal einen schlechten Tag" weg. 16.00 Uhr bretterten ZAUNPFAHL los, die Punkrocker sprangen als Ersatz für ARTEFUCKET ein. 29 Jahre Punkrock, seit 1994 schon auf den Bühnen der Welt unterwegs und immer geile Songs am Start wie "Tote Tanzen Keinen Pogo", der Übersong "Polizisten" und zwischendrin auch das nachdenkliche "Kreuze". OCHMONEKS waren als Nächstes an der Reihe. Deutschrock aus Düsseldorf und hauptsächlich Songs von ihrem aktuellen Album "Gegenwind".  WILLKUER wurden selbstredend abgefeiert, die Band, die UNANTASTBAR schon auf ihrer "Wir Leben Laut" Tour begleitet hat und auch noch für weitere Konzerte begleiten wird. Wie schon prophezeit waren am Samstag deutlich mehr Menschen in Loburg als an dem Freitag davor. Ich denke, das hatte im Allgemeinen auch mit dem Line-up zu tun. Auch wenn es die Band bereits seit 2007 gibt, wurde ihr Debüt-Album erst 2021 veröffentlicht. Dieses Jahr wurde mit "Zwei" ihr zweites Album veröffentlicht und die Band scheint den Erfolg nur so anzuziehen. Hatte mir persönlich WILLKUER in Nürnberg fast besser gefallen als UNANTASTBAR , steht es seit diesem Festival punktgleich. Dazu aber später mehr. 





WILLKUER hatten eine ganze Stunde Spielzeit, diese konnten sie genaugenommen mit allen Songs füllen. Die sich das Fanherz wünschte. Los ging es mit "Bevor Hier Alles Hochgeht", gefolgt von "Für Immer Ist Eine Lange Zeit" und "Alles In Der Hand". Vor der Bühne füllte es sich  an textsicheren und feierwütigen Menschen. Es herrscht einfach immer Partystimmung bei WILLKUER, die Hymne "Ich Bin Nicht Ok", gefolgt von melancholischen "Die Besten Sterben Nie", bis hin zu "Heimspiel" und der aktuellen Single "Keiner Von Euch" bewiesen WILLKUER wieder einmal, dass sie zu den besten Live-Bands dieses Genres gehören. Ich kann persönlich ja nicht viel mit OST+FRONT anfangen, waren lange 90 Minuten für mich und dann natürlich noch die 30 Minuten Umbauzeit. Heißt 2 Stunden zwischen WILLKUER und UNANTASTBAR  überbrücken. Lange Zeit, also wieder Essen und Trinken und Merch kaufen. Gut, ich habe mir die Show dann doch angesehen und es hat wohl auch seinen Grund, warum die Band so beliebt ist und auch in Loburg abgefeiert wurde. Am Ende sind dann "Fiesta De Sexo", "Heavy Metal" und "Bitte Schlag Mich"  auch Songs, die ich gut finde. Die Band hätte vielleicht eine bessere Wirkung am Freitag erzielt so war es wirklich ein krasser musikalischer Unterschied. Ein paar Bühneneffekte hätten die Show meiner Meinung nach auch aufgewertet, aber gut,  vielleicht bekomme ich irgendwann einmal die Möglichkeit auf eine Headliner-Show und darf meine Meinung überdenken. Am Ende ist immer alles jammern auf hohen Niveau. Klar, das ein oder andere war jetzt nicht so toll, aber im gesamten doch ein richtig gutes Festival, dafür dass es das erste war. Das hatten wir alles schon viel schlechter. 





UNANTASTBAR standen auf dem Programm, um besagtes "Wir Leben Laut " Festival zu beschließen. Rund zweitausend Besucher, Fans und Menschen sollen wohl vor Ort gewesen sein, die meisten bei UNANTASTBAR  vor der Bühne. Wenn wir davon ausgehen das dieses Gelände rund 7000 Menschen Platz bietet dann kann das Festival die nächsten Jahre ruhig noch wachsen ... und  wird es auch. Der Opener des aktuellen Albums "Wir Leben Laut ", nämlich "Die Hand, Die Ich Mir Reichte" war selbstredend auch der Opener dieses Festival-Sets. Jeder Song wurde entweder frenetisch abgefeiert, mitgesungen oder auch beides. "Hier Bin Ich", "Wir Sind Die Stimme" und natürlich "Gerader Weg" standen ebenso auf der Setlist wie "Stein, Scherben, Dreck" und "Flügel". Am Ende wurde "Das Stadion Brennt" intoniert. Das besondere im Gegenzug zu den Konzerten in der Halle war, hier konnte man ungeniert die Bengalos entzünden und es war ein Meer aus roten Fackeln und Rauch vor der Bühne des "Wir Leben Laut " Festivals. Als Zugabe, als wäre das nicht genug, stimmte man "Für Immer" an, im Duett mit Moritz Hermle von WILLKUER, "Ich Will Euch Wiedersehen" mit der Ankündigung, dass es auch Pfingsten 2024 ein Festival von UNANTASTBAR stattfinden wird. Am Ende waren die 90 Minuten verdammt schnell um und mit "Fackel im Sturm" endete das Festival und ein überragender Auftritt von Unantastbar. Kalt war es auch in dieser Nacht, für die feierwütigen gab es anschließend noch eine Aftershow Party mit DJ. Da waren wir aber schon wieder in unserem Hotel.



Was kann man am Ende als Fazit ziehen? Sonnige zwei Tage mit tollen Bands, leckeren Essen, guter Stimmung und freundlichen Personal. Die kurzen Wege zum Zeltplatz und den einzelnen Ständen waren super. Man konnte seinen Klappstuhl mit auf das Gelände nehmen, was einen Extrapunkt für das Festival gibt. 4,50 plus einen Euro Pfand für eine 0,4 l Cola ist schon heftig, am Ende muss man auch bedenken dass es allgemein in der Gastronomie die Getränke sind, die es herausreißen. Jeder möchte von seiner Lieblingsband so viel wie möglich sehen, das ist klar, aber jede Band mit einer Stunde Spielzeit zu bedenken ist einfach zu lange. Kürzere Spielzeiten, besonders für die ersten Acts, dafür zwei, drei Bands mehr, das wäre super. Kostet natürlich Geld, das ist mir auch bewusst. Am Ende waren es drei Bands die nicht auftreten konnten, nur eine kam als Ausgleich dazu, wäre vielleicht alles anderes gelaufen von der Running Order her, wobei ich gerade am Samstag noch früher angefangen hätte. Für das erste Mal auf jeden Fall eine Reise wert und vielleicht klappt ja auch wieder 2024, wer weiß. 


29.05.2023 veröffentlicht von: Thomas M. © Metal-Division Magazine

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